„Dem Leben einen Sinn geben“


Engagement für den Hospizverein Fürth

Magazin, 13.02.2020

Der Hospizverein Fürth hat den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis des ERGO Engagement-Wettbewerbs erhalten. Bei diesem Wettbewerb stellen Mitarbeiter ihr privates ehrenamtliches Projekt vor, per Online-Voting stimmen die Kollegen dann über die Vergabe von Förderpreisen an die verschiedenen gemeinnützigen Einrichtungen ab. In Fürth soll das Preisgeld für die Inneneinrichtung des geplanten stationären Hospizes verwendet werden. Der Arzt Dr. Roland Martin Hanke leitet den Verein, bei dem sich unsere Kollegin Christiane Marsing engagiert.

Dr. Roland Hanke, Hospizverein Fürth

Herr Hanke, bislang arbeiten die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter Ihres Vereins ambulant. Sie gehen zu den schwerstkranken Menschen, entweder nach Hause oder in ein Pflegeheim. Warum planen Sie nun ein stationäres Hospiz in der Region Fürth?

Das stationäre Hospiz mit acht bis zehn Betten vervollständigt das Angebot der regionalen Hospizarbeit. Derzeit kann nur jeder Dritte in ein Hospiz aufgenommen werden. Das möchte unser Verein ändern. Heute sollte und will ein schwerstkranker Mensch nicht im Krankenhaus sterben. Nur selten aber kann er zuhause umfassende Unterstützung und Zuwendung erhalten, die er am Ende seines Lebens benötigt. Meistens sind die Angehörigen mit der Situation überfordert. Das Hospiz ist dann der richtige Ort.

Dass es Hospize gibt, wissen viele. Da Sterben und Tod gesellschaftliche Tabus sind, über die kaum gesprochen wird, wissen nur wenige, wer für den Aufenthalt der Gäste – so nennen Sie die Bewohner – aufkommt. Möglicherweise schließen Kranke oder deren Angehörigen deshalb ein Hospiz aus.

Es herrscht eher eine Begehrlichkeit vor, die Angehörigen bestmöglich versorgt zu sehen. Das ist auch eine Folge des Zerfallens von traditionellen Familienstrukturen. Kranken- und Pflegekassen übernehmen den größten Teil der Kosten, der Träger des Hospizes muss fünf Prozent der Kosten selbst aufbringen. Der betreuende Arzt oder das Krankenhaus – um beim genannten Beispiel zu bleiben – hat aber zuvor die sogenannte Hospizbedürftigkeit zu bescheinigen.

Die Zahl der Hospize ist in den letzten Jahren gestiegen, von nur 30 im Jahr 1996 auf 230 stationäre Hospize für Erwachsene und 17 für Kinder mit verkürzter Lebenserwartung im Jahr 2019. Wie erklären Sie diesen Anstieg?

In der Gesellschaft hat sich eine Sorgekultur entwickelt, die nicht nur gute Sorgearbeit gewährleisten will, sondern diese für die Schwachen unter ihnen auch einfordert. Die Hospiz-Idee entstand vor mehr als 50 Jahren und basiert auf dem Gedanken, dass schwerstkranke und sterbende Menschen am Ende des Lebens Zuwendung und Unterstützung benötigen. Mehr als 120.000 Menschen in unserem Land engagieren sich ehren- und hauptamtlich in der Hospizarbeit und für Menschen, die sie vorher nicht kannten. Das ehrenamtliche Engagement und die klassische Spende – das macht die Hospizarbeit aus.

Sie arbeiten seit vielen Jahren als Palliativmediziner, Sie begleiten als Arzt Sterbende. Wie sehen Sie die Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit?

Die Ehrenamtlichen sind das Gesicht, die Botschafter jedes Hospizvereins! Sie vermitteln zwischen dem Kranken und den Angehörigen, die ihn oftmals gar nicht gehen lassen wollen oder können. Die Ehrenamtlichen sind wie Mediatoren. Sie sind als Außenstehende in der Lage, die Situation einzuordnen, neutral, aber nicht ohne eigene Gefühle. Sie helfen dem Sterbenden bei der Suche nach seinem persönlichen Lebenssinn. Meist kann er erst dann loslassen und gehen. Die Ehrenamtlichen leisten im wahrsten Sinne des Wortes Versöhnungsarbeit. Und das verändert auch die Angehörigen. Ich kann mit meiner Erfahrung jedem ans Herz legen, mit seinen Angehörigen zu Lebzeiten zu reden und sich täglich zu versöhnen. Fragen Sie sich selbst auch stets nach dem Sinn Ihres eigenen Lebens. Verändern Sie sich. Fangen Sie heute damit an und machen Sie was für sich persönlich. Mit anderen Worten: Engagieren Sie sich!“

Von Monika Stobrawe

Auf dem ERGO Blog finden Sie je ein Interview mit Dr. Roland Martin Hanke und Christiane Marsing, der Kollegin, die sich für das Hospiz engagiert.

Wer übernimmt die Kosten eines Aufenthalts im stationären Hospiz?

Die gesetzlichen Krankenkassen leisten einen Zuschuss zum stationären Hospizaufenthalt in Höhe von 95 Prozent des mit dem jeweiligen Hospiz vereinbarten tagesbezogenen Bedarfssatzes. Der Zuschuss wird unter Anrechnung der Leistungen der Pflegeversicherung auf Antrag gewährt. Der Eigenanteil an den zuschussfähigen Kosten in Höhe von 5 Prozent des tagesbezogenen Bedarfssatzes ist durch das Hospiz über Spenden aufzubringen. Die Versicherten müssen für den Hospizaufenthalt keine Eigenanteile zahlen (Quelle www.gkv-verband.de).

Die Privaten Krankenversicherungen übernehmen erfahrungsgemäß die Kosten für Leistungen, die auch die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen. Hierfür und grundsätzlich vor einer Hospiz-Aufnahme ist es empfehlenswert, eine Kostenzusage bei seiner Privaten Krankenversicherung einholen zu lassen.

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