Königsblaue Bescherung sechs Tage vor dem Fest

1990 gelang Siegmar Bieber mit dem FC Schalke den Aufstieg in die erste Liga. Heute spielt der Blondschopf, der in Oberhausen eine ERGO Generalagentur führt, in der Traditionself der „Knappen“. Beim 1:0 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Köln freute er sich über die königsblaue Bescherung – und das sogar bereits sechs Tage vor dem Fest.

Olaf Thon und Siegmar Bieber

Auf Schalke, dem Kultklub im Revier, ist alles anders – natürlich auch Weihnachten. So der Eindruck beim Betreten des VIP-Bereichs der Arena. Bereits sechs Tage vor dem Fest empfängt dort ein zehn Meter hoher, festlich geschmückter Tannenbaum die Fußballfans. Er signalisiert: Die vorweihnachtliche Bescherung soll es schon heute Abend geben, beim DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Köln. Ein vorgezogener Fußball-Festtag für die Fans.

Und natürlich auch für Siegmar Bieber. Wer den 49-Jährigen vor dem LaOla-Bereich der Arena sieht, merkt schnell: Bieber ist Schalker durch und durch. Schalker kennen sich. Und Siggi Bieber, seit 17 Jahren Versicherungsexperte der ERGO, kennt fast alle. Für die ersten 20 Meter braucht der Ex-Profi gefühlte fünf Minuten. Bekannte, Freunde wollen begrüßt werden. Tipps für die Partie, die in 60 Minuten beginnt, werden abgegeben. Am Ticketcounter wünschen ihm die Schalker Hostessen schon mal schöne Weihnachtstage.

Dann geht es Richtung „Stammtisch“ - ein Stammtisch a´ la FC Schalke. Kein einzelner Tisch, sondern eine ganze Lounge, eigens eingerichtet für die Spieler der Traditionself des Ruhrpott-Klubs. Mit Tischkickern fürs Warm-up vor dem Spiel und ganz vielen Erinnerungsfotos an große Schalker Momente: Klaus Fischer ist da beim Torjubel zu sehen und Ebbe Sand mit hochgerecktem Torjäger-Arm.

Fischer, „Mister Fallrückzieher“, ist heute nicht dabei, der mittlerweile 68-Jährige hat Interview-Termine im Stadion. Ebbe Sand fehlt ebenfalls. Der Däne, der 2001 mit Schalke Vize-Meister wurde, lebt mittlerweile in den Emiraten. „Ebbe kickt aber manchmal bei uns, wenn er hier in Deutschland ist“, berichtet Bieber.

Auch ohne die beiden Kult-Kicker sitzen am Tisch viele Bekannte am großen Tisch zusammen. Klaus Fichtel beispielsweise, Rüdiger Abramczik oder Martin Max. Vor ihnen: silbrigglänzende Pokal, die die Traditionself in den vergangenen Jahren gewonnen hat. Später schaut dann Eurofighter Mike Büskens vorbei, Weltmeister Olaf Thon grüßt kurz die Runde.

Mittendrin: Siggi Bieber. Tipps für den Pokal-Fight werden abgegeben. Die nächsten Spiele der Traditionskicker besprochen. Mehrere Dutzend Mal laufen sie im Jahr für Königsblau auf. Mal in der Provinz, für Benefizspiele, mal auf Mallorca oder bei Hallenurnieren, in denen es gegen andere Traditionsteams geht.

Klaus Fichtel, Martin Max, Siegmar Bieber, Rüdiger Abramczik, Dr. Armin Langhorst (ehemaliger Mannschaftarzt)

Doch die Vorschau auf 2018 muss jetzt warten. Bevor die Pokalpartei angepfiffen wird, will Bieber noch einen guten Freund treffen. Andre Palmaccio wartet an einem „verruchten“ Ort. „Capone´s Hinterzimmer“ hat er seine ganz speziell eingerichtete Lounge auf der Haupttribüne getauft. Palmaccio ist Ex-Croupier, betreibt erfolgreich Casinos an mehreren Standorten. „Wir haben schon als Kinder in Gelsenkirchen zusammen gekickt“, sagt Bieber, während er mit Palmaccio von der Lounge auf den Rasen herunterschaut – dann muss es ganz schnell gehen. Die Arena verdunkelt sich, das Stadioninnere verwandelt sich in einen Sternenhimmel. Und das „Steiger-Lied“ erklingt. Für „Knappen“ das Herzschlag-Signal: Das Spiel kann beginnen!

Bieber und mit ihm 56.000 Zuschauer sehen eine ziemlich zähe erste Hälfte. Mit deutlich mehr Vorteilen für die Platzherren. Nur: Ein Tor will sich nicht einstellen. Noch nicht. „Das kommt noch“, ist Bieber sicher. Doch bis zum Seitenwechsel heißt es: Fehlanzeige, 15 Minuten Luft holen.

Beim Pausenbier trifft Versicherungskaufmann Bieber einen Kunden: Ronny Pelka. Die beiden kennen sich schon viele Jahre. Bieber: „Ronny hat viele Pläne, mal sehen, wie ERGO ihn dabei weiter unterstützen kann.“

Anpfiff für Halbzeit zwei: 18 Minuten lassen die Knappen ihre Fans noch warten, dann packt Max Meyer für sie das Weihnachtspräsent aus: Ausgerechnet der kleinste Knappe lupft das Leder per Kopf ins Tor der Kölner. Bieber hebt aus dem königsblauen Sessel ab, ist sicher: „Das war´s für uns!“

Er soll recht behalten. 1:0 heißt es am Ende für den FC Schalke – der Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals ist perfekt. Die Arena bejubelt ihr Team. Ein Abend zum Feiern, Nachhause gehen kann man später.

Bieber zieht es noch zu seinen Mannen. Ein kurzer Blick auf die nächsten Spiele. Schon am 6. Januar geht es beim Traditions-Hallenmasters in Berlin um den Cup. Die Knappen wollen gewinnen. Mit Siggi Bieber. Dass er zwei Tage vorher „runden“ Geburtstag feiert – kein Problem. „Dann trinke ich eben zwei, drei Bierchen weniger…“