Dein Weg Claudia Reuß: Kinderbetreuung in der Kitabox / Hortbox

Ich bin 50 Jahre alt und habe 3 Kinder. Vor 2 Jahren hat sich mein Leben komplett geändert.

Gerne möchte ich von meinem Weg erzählen.

Vor 2 Jahren saß ich bei einem Kunden und mir fiel ein Flyer in die Hand, man könne sich als Elternbegleiter ausbilden lassen. Zertifizierte Elternbeleiter beraten und begleiten Eltern in allen Fragen rund um das Kind. In meinem Kopf fiel ein Schalter um. Mein Bauch sagte: Das machst du! Mein Kopf sagte: Warum willst du das machen? Das hat nichts mit deinem Beruf zu tun? Ich dachte an all die Menschen, die immer sagten, dass sie in ihrem Leben auch mal einen neuen Weg einschlagen würden und es dann doch nicht tun. Ich hörte auf meinen Bauch und meldete mich an. Die Ausbildung sollte an Wochenenden sattfinden und war somit gut mit meinem Beruf vereinbar. Ich arbeitete in einer Führungsposition bei einer Baufirma. Der Vertrieb und die Öffentlichkeitsarbeit waren meine Hauptaufgaben. Mir ging es gut, ich war erfolgreich. Es war wie eine Macht, die wollte, dass ich etwas ändere ohne, dass ich es erklären konnte. Die Zusage zur Ausbildung zum Elternbegleiter wurde zurückgezogen. Mir fehlte ein Nachweis für soziale Arbeit, die ich schon einmal gemacht haben müsste. Soziale Arbeit hatte ich schon gemacht, leider ohne Nachweis. Ich war am Boden zerstört.

Kurze Zeit später las ich, dass man sich als Kindertagesmutter ausbilden lassen könne. Am Wochenende, in überschaubarer Zeit. Das war die Möglichkeit, den Nachweis für soziale Arbeit zu erlangen. Der Kurs begann Ende 2016. Der Kurs wurde vom Jugendamt unseres Landkreises durchgeführt. Bei der Anmeldung fragte mich die Jugendamtsleiterin, ab wann ich denn als Kindertagesmutter arbeiten wolle. Eigentlich wollte ich ja nur das Zertifikat. Ich sagte nur, dass ich wahrscheinlich im Herbst anfangen werde. Als es November war, klingelte das Telefon und eine Mutter wollte wissen, wann sie den mal vorbeikommen könne, um mich kennenzulernen. Sie bräuchte eine Tagesmutter. Ich saß in meinem Büro und hatte eigentlich einen Kundentermin. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Das kann ich doch nicht machen! Wie soll das funktionieren? Ich kann doch nicht alles hinschmeißen. Ein ausführliches Gespräch mit meiner Familie und ein Gespräch mit meinem Arbeitgeber haben eine Entscheidung gebracht. Ich arbeitete von nun an halbtags als Kindertagesmutter von 5 Kindern und die andere Hälfte des Tages in der Immobilienfirma. Es gab bisher keinen Tag, an dem ich meine Entscheidung bereut hätte. Die Arbeit mit den Kindern ist ein großes Glück in meinem Leben. Ich mache früh die Tür auf und es kommt so viel Lachen und Freude in mein Haus.

Nun konnte ich endlich auch meine Ausbildung zum Elternbegleiter starten. Im Frühjahr 2017 hatte ich einen Gesprächstermin beim Jugendamt. Eigentlich wollte ich eine bessere Vergütung für meine Tätigkeit als Kindertagesmutter aushandeln. Mitten im hitzigen Gespräch unterbrach mich die Jugendamtsleiterin und sagte mir, sie wolle mir gerne eine Stelle anbieten. Ein neues Familienzentrum würde gebaut werden und ich wäre die richtige Person dafür. Wieder gingen mir tausend Fragen durch den Kopf. Sollte ich das wirklich machen? Mein altes Leben hinter mir lassen? Nochmal neu anfangen?

Heute arbeite ich im Familienzentrum des Landratsamts Haßberge. Ich bin für die Konzeption und die Durchführung am Nachmittag zuständig. Nach wie vor betreibe ich auch meine eigene Kindertagesstätte Ich habe nichts bereut. Mein Leben ist ein komplett anderes als vor 2 Jahren. Schon immer habe ich Kinder nebenbei betreut. Auch habe ich Malkurse für Kinder in Kitas durchgeführt. Mir hat die Arbeit mit Kindern schon immer sehr viel Spaß gemacht. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich dies beruflich machen würde.

Um auch anderen die Möglichkeit der Arbeit mit Kindern zu ermöglichen, habe ich das Konzept „Kitabox“ entwickelt. Ich glaube an meine Idee und werde diese, neben meiner Arbeit im Familienzentrum, auf den Weg bringen.

Wieder ein neuer Weg für mich.

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