Flashback zum Abend davor. Da haben wir zwei Männer aus Irland in einer der bekanntesten Saunas von Helsinki getroffen, die auch zum Summit wollten. Wir haben sie am Oura Ring erkannt und kamen ins Gespräch. Obwohl sich die wenigsten als Biohacker bezeichnen würden, eint uns doch alle, dass wir gerne in einem gesunden Körper und Geist wohnen wollen. Das Warum dahinter ist bei allen unterschiedlich und kann vom klassischen „Schuss vor dem Bug“ vom Arzt bis hin zu viel Stress auf der Arbeit reichen. Wie wir Biohacking interpretieren ist ebenso individuell.
Schaut man sich das Programm und die Leute an, so kann man Biohackerinnen und Biohacker wie folgt clustern
- Die Gadget-Interessierten
- Die Geist und Körper Vereiniger
- Die Wissenschaftler
- Die 20+ Nahrungsergänzungsmittel-am-Tag-Einnehmer
Auf drei Stages laufen parallel Sessions, die auf diese vier Zielgruppen zugeschnitten sind. Da fällt die Auswahl gar nicht so leicht, da man ja auch nicht unbedingt weiß, welcher Gruppe man angehört. Ich entscheide mich für einen bunten Mix, der sich von der perfekten Auswahl der täglichen Supplement-Matrix über die zehn besten Tools für Langlebigkeit bis zur Deep-Breathwork-Session erstreckt und mich auf mentaler Ebene sehr fordert. Abends möchte ich vor allem früh ins Bett gehen. Dass auch hier künstliche Intelligenz als Trend auftaucht, der die Genetik besser versteht als wir, ist in diesem Jahr noch eine Randnotiz, wird aber, so mein Gefühl, in den nächsten Jahren eine immer größere Rolle einnehmen.
Nach dem Biohacker Summit – Meine Learnings
Ich bin Biohacking-Amateur, das ist mir spätestens nach diesem Summit klar. Dieses Gefühl hatte ich zum letzten Mal bei meiner Erstie-Veranstaltung an der Uni. Zwar gibt es viele Dinge, die ich für meine Gesundheit tue, aber wenn ich mir die Damen und Herren auf dem Summit so anhöre, dann gäbe es noch unglaublich viel zu tun. „Gäbe“ ist hier das Zauberwort. Die meisten meiner Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner waren sich einig, dass es ein Gesundheits-Lebens-Spannungsfeld gibt, das im Sweetspot der Pareto-Effizienz liegt. 80 Prozent gesunde Entscheidungen treffen, 20 Prozent das Leben genießen. Manche sagen aber auch, dass es gerade die letzten 20 Prozent sind, die für 80 Prozent der gesundheitlichen Probleme verantwortlich sind. Das müssen wir also selbst für uns rausfinden.
Wie ich zu meiner Entscheidung komme, weiß ich noch nicht, aber meine Learnings vom Summit sind die folgenden zehn Punkte:
- Wenn du keine Zeit für deine Gesundheit investierst, wirst du irgendwann gezwungen sein Zeit für deine Krankheit zu investieren.
- Man kann gar nicht alles über Gesundheit wissen. Dafür ist der eigene Körper auch viel zu komplex und unterschiedlich zu allen anderen. Daher ist es sehr schwierig, seinen eigenen Körper zu optimieren, da wir bei der Geburt keine Gebrauchsanweisung bekommen haben.
- Zeit in der Natur zu verbringen ist „the next big thing“ (keine Pointe). Dazu passt das Interview mit Marta Pahissa hier auf //next.
- Morgens vor dem Spiegel 20 Mal die Mundwinkel nach oben zu pushen ist genauso wichtig die altbekannten 20 Push-ups.
- Es gibt einen großen Unterschied zwischen der nordamerikanischen Biohacking-Szene, die stark an Routinen, Protokollen, Gadgets und Supplements interessiert ist, und der europäischen, die sich auf natürlichere Verbesserungen wie Atmung, Kälte und Wärme, Schlafen und Sport konzentriert.
- Pilze sind ein großer Trend. Keine Psychodelics, sondern medizinische Anwendung.
- So gut wie alles, was wir machen, ist ein kleiner Schritt zu verstehen, der unseren Zustand zu verbessern soll.
- Alles was wir kennen befindet sich im konstanten Verfall, es sei denn, man tut etwas dagegen.
- Wenn du dein ganzes Leben damit verbringst, externe Faktoren zu kontrollieren, wirst du die großartigen Dinge verpassen, die nicht kontrollierbar sind.
- Unser Atem ist die einfachste Art, unseren inneren Zustand schnell zu verändern.
Nach zwei intensiven Tagen ist auch schon alles vorbei. Viele Gespräche und Vorträge haben einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ich durfte tolle, leicht verrückte Leute kennenlernen, die mich in verschiedene Denkrichtungen gestoßen haben. Es ist vor allem das Gefühl, sich selbst mit dem Drehen kleinerer Stellschrauben schon viel Gutes tun zu können.