Sport & Gesundheit, 10. Dezember 2025

Longevity Hacks: Zehn Tipps für nachhaltige Bewegung

In einer Serie widmet sich Autor Markus Sekulla den fünf Säulen des „Biohacker Playbooks“

Brokkoli

Nach Schlaf, Mindfulness und Ernährung wird es jetzt körperlich. Und messbar. Sehr messbar sogar. Denn während Stresslevel gefühlt irgendwo zwischen „geht so“ und „alles brennt“ schwanken und Ernährung sich wie ein abstraktes Konstrukt anfühlt, lässt sich Bewegung in Zahlen gießen. Herzfrequenz? Check. Schritte? Check. Aktivitätskalorien, Trainingsminuten, Zonen? Alles da. Im Smartphone, im Ring, in der Uhr.

Genau deshalb ist Sport perfekt, um Fortschritt sichtbar zu machen. Nicht über diffuse Motivation („Dieses Jahr wird alles anders!“), sondern über Routinen, die bleiben, wenn der erste Enthusiasmus längst im Keller ist.

Denn – und das ist der Punkt – Sport ist kein Sprint. Er ist eher diese freundliche Dauerbegleitung im Hintergrund, die uns durch Jahrzehnte trägt. Nicht spektakulär laut, aber zuverlässig da. Die Kunst liegt weniger im harten Training, sondern im konsequenten Training und der Anpassung mit zunehmendem Lebensalter.

Hack 1: Um Krafttraining kommen wir nicht herum

Über viele Jahrzehnte hat Cardio den Oscar für „Bestes Langlebigkeitstraining“ gewonnen. Bewegung ist wichtig, keine Frage. Aber in Sachen Langlebigkeit hat sich ein neuer Sheriff ins Bild geschoben: Krafttraining. Denn Muskeln verschwinden schneller als uns lieb ist. Und je älter wir werden, desto schwieriger lassen sie sich wieder aufbauen. Deshalb lohnt es sich, früh anzufangen und kontinuierlich dranzubleiben.

Krafttraining ist kein Gym-Dogma. Die positiven Effekte auf Knochengesundheit, Stoffwechsel, Testosteronlevel und Mitochondrien bekommt man auch zu Hause oder draußen. Gewichte helfen, müssen aber nicht aus Edelstahl bestehen. Ringe, Körpergewicht, Kletterwand oder Boxtraining, alles baut echte Kraft auf. Und genau die brauchen wir, um später nicht an banalen Alltagshürden zu scheitern.

Hack: Zwei Kraftsessions pro Woche sind das Minimum. Wählt etwas, das Spaß macht und zu euch passt. Wer den Testosteronebel im Studio nicht erträgt, klettert, boxt oder trainiert mit dem eigenen Körpergewicht. Wichtig ist einzig: Muskelaufbau ist nicht optional, er ist Basis.

Hack 2: Drei Sportarten und ein kein Todesfall

Wenn man jung ist, denkt man, der Körper hält alles aus. Fußball am Dienstag, Squash am Donnerstag, Halbmarathon am Sonntag. Dass das keine langfristige Strategie ist, merkt man spätestens dann, wenn Knie und Achillessehne plötzlich mitreden. Manche Sportarten altern besser mit uns als andere, und gerade ab Mitte 30 lohnt sich eine clevere Auswahl.

Hack: Polarized Training bedeutet ungefähr 80 Prozent locker, 20 Prozent intensiv. Mein Trio dafür: intensives Yoga wie Jivamukti oder Ashtanga, Kraulschwimmen und Bouldern oder Padel je nach Jahreszeit. Jede Einheit zweimal pro Woche mit ein paar Tagen Abstand, bis dieselbe Sportart wieder dran ist. Das hält den Körper stabil und reduziert Verletzungen deutlich.

50 Longevity Hacks – Eine Serie in fünf Teilen

Wie verlängert man sein Leben? Diese Frage beschäftigt die Menschheit seit Jahrtausenden. Die gute Nachricht: Die Antwort liegt nicht in teuren Supplements, exotischen Superfoods oder immer neuen Biohacking-Gadgets. Die Forschung zeigt eindeutig: Es sind die fundamentalen Basics, die den Löwenanteil ausmachen.

Unser Autor Markus Sekulla widmet sich in einer fünfteiligen Serie je einer Säule des sogenannten „Biohacker Playbooks“:

Hack 3: Consistency. Sieben Tage, Sieben Trainings.

Viele schaffen dieses Pensum kaum mit Job, Kindern und/oder Freundeskreis. Fair. Ich priorisiere Bewegung nur so hoch wie andere Netflix am Sonntagnachmittag. Sport ist bei mir wie Zähneputzen, unverzichtbar. Natürlich hält ein Körper auch nicht täglich längere 160er Puls Phasen aus, aber der Trick ist auch an Ruhetagen gibt es ein fixes Zeitfenster für erholende Übungen zu machen. Dann ist Training eben ein aktiver Pausetag. Ein langer Spaziergang, 30 Minuten Dehnen oder Yin Yoga reichen völlig. Sauna empfehle ich wärmstens. Auch eine kalt-exponierte Low-Intensity-Bewegung ist im Winter hoch im Kurs: Leichte Bewegung (z.B. Walking in 10–15 °C Umgebung, dünn bekleidet) zur Aktivierung von braunem Fett, Verbesserung der metabolischen Flexibilität und Glukosekontrolle.

Hack: Trainingsplanung mit KI. ChatGPT und andere Tools können Wochenpläne mittlerweile besser strukturieren als mittelmäßige Personaltrainer. Voraussetzung ist, dass man ihnen echte Daten gibt. Getrackte Schrittzahlen, Schlaf, Aktivitätskalorien, fertig. Die KI baut daraus Struktur, man selbst baut daraus Gewohnheit.

Hack 4: Mehr Luft im Leben – VO2max

VO2max (Volumen, Sauerstoff, Maximal) beschreibt, wie viel Sauerstoff der Körper unter Belastung maximal verarbeiten kann. Je höher der Wert, desto besser ist die Prognose für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Man könnte sagen, VO2max ist so etwas wie der Ausdauer Kontostand des Körpers. Wer hier gut aufgestellt ist, hat später mehr Puffer, wenn das Leben anstrengender wird. Auf Longevity-Events wird daher direkt nach dem Händeschütteln nach der Herzfrequenzvariabilität der VO2max Wert abegfragt.

Nur locker Kilometer zu sammeln, hebt den Wert, allerdings kaum. Lange Läufe oder Radausfahrten sind wichtig für die Basis, aber VO2max steigt vor allem dann, wenn es kurz unangenehm wird. Also in den Momenten, in denen Herz, Lunge und Beine sich fragen, wer eigentlich auf diese bescheidene Idee gekommen ist.

Hack: Einmal pro Woche ein 4x4 Intervalltraining. Wer hat’s erfunden? Die Norweger. Zehn Minuten locker einlaufen, dann viermal vier Minuten in zügigem Tempo, in dem man nur noch einzelne Wörter herausbekommt. Dazwischen jeweils vier Minuten sehr locker laufen oder gehen. Zum Schluss locker auslaufen. Das ist kurz genug für volle Wochen und intensiv genug, um den VO2max langfristig nach oben zu schieben.

Hack 5: Dann klappt’s auch in der neuen Stadt: Vibe Sports

Wer länger leben will, sollte ab und zu mit anderen schwitzen statt alleine zu scrollen. Früher gab es Vereinssport und Individualsport. In den letzten Jahren ist eine dritte Kategorie dazugekommen: Vibe Sports. Man trifft sich zum ernsthaften Training, bleibt aber vor allem wegen der Menschen. Running Clubs, Hyrox oder Reformer Pilates, bei denen man danach noch auf einen Protein Drink oder Kaffee zusammensitzt. Warum erzähle ich das alles? Gesellschaft und Community sind ein unterschätzter Longevity Faktor. Außer Rauchen gibt es kaum einen stärkeren Einfluss auf Langlebigkeit als Einsamkeit. Man könnte sagen:

Hack: Es gibt kaum einen besseren Weg, neue Menschen kennenzulernen, als einen Running Club. Auch auf Städtetrips sind sie perfekt, um Locals zu treffen und Tipps für den Abend zu bekommen. Und falls ihr euch fragt… #Bonushack: Schwarze Sportsachen gelten in vielen Crews als Zeichen, dass man single ist.

Hack 6: Balance – die stille Lebensversicherung

Balance taucht in keiner Fitness-App als Badge auf und niemand legt auf Instagram stolz seinen „Einbeinstand 47 Sekunden“-Rekord ab. Und doch ist sie einer der stärksten Longevity-Faktoren überhaupt. Balance ist so etwas wie der Airbag des Körpers. Balancefähigkeit ist im Grunde ein Zusammenspiel aus Kraft, Reflex, Gleichgewichtsorgan und Aufmerksamkeit. Stellt man sie täglich auf die Probe, bleibt sie lange stabil. Lässt man sie aus Routinegründen weg, fällt sie weg.

Hack: Einmal am Tag 60 Sekunden auf einem Bein stehen. Erst mit offenen Augen, später mit geschlossenen. Wer das stabil schafft, kann die Schwierigkeit steigern, zum Beispiel beim Zähneputzen oder beim Warten auf die Kaffeemaschine. Das sieht unspektakulär aus, wirkt aber erstaunlich lange nach. Und wer im Alter noch stabil auf einem Bein steht, hat eine sehr gute Chance, auch auf beiden fest zu bleiben.

Hack 7: Setz dir eine Jahres-Challenge

Der Körper ist wie ein gutes Serienformat, langlebig wie die Lindenstraße. Natürlich kann man sich auch mit entsprechender Motivation vorzunehmen, allgemein fitter zu werden. Routinen und Challenges haben mir jedoch noch mehr geholfen. Möglichkeiten wären: Kraulen lernen, den Handstand endlich halten können oder sich an einen Pistol Squat herantasten. Ein Ziel, das zu schwer für eine Woche, aber erreichbar für ein Jahr ist.

Hack: Ein einfacher Einstieg in das Lernen von Challenges sind Kniebeugen. Nimm dir für 2026 vor, insgesamt 9125 Kniebeugen zu machen, das sind im Schnitt 25 pro Tag. Dafür musst du nicht aufgewärmt sein und kein Equipment haben, im Gegensatz zu Klimmzügen. Am Anfang helfen kleine Reminder am Spiegel oder im Handy. So gewöhnst du dir an, jeden Tag an deiner Challenge zu arbeiten. Im Jahr 2027 kann das Ziel dann ruhig ein bisschen größer werden.

Hack 8: Rucking

Ab etwa dreißig geht es für Knochen und Muskeln langsam, aber zuverlässig bergab. Zeit bergauf zu gehen. Besonders die Hüfte und andere Regionen, die viel Last tragen, bauen mit den Jahren Substanz ab. Rucking, also Gehen mit (freiwilligem) Zusatzgewicht im Rucksack oder in der Gewichtsweste, gibt diesem Trend Gegenwind. Studien zeigen, dass regelmäßiges Gehen mit Gewicht die Knochendichte erhält, Energieverbrauch und Stoffwechsel anhebt und gleichzeitig die Muskulatur fordert, ohne die Gelenke so zu stressen wie Laufen.

Hack: Starte mit einem Rucksack oder mit etwa 5 bis 10 Prozent deines Körpergewichts und gehe zwei bis drei Mal pro Woche 3 bis 5 Kilometer in zügigem Tempo. Wenn sich das leicht anfühlt, kannst du Distanz oder Gewicht langsam steigern.

Hack 9: Protein nach dem Training. Und davor.

Beim Training machst du deine Muskeln nicht nur stark, du bringst sie auch ein in Schwierigkeiten. Jede Einheit hinterlässt kleine Mikrorisse in den Fasern. Das ist das Ziel, denn daran wächst der Körper. Damit er das allerdings hinbekommt, braucht er Material. Und das ist an Sporttagen vor allem: Protein. Ohne Eiweiß ist das wie eine Baustelle ohne Ziegel, da kann der Bauplan noch so gut sein.

Hack: An Sporttagen etwa 1,6 bis 2 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht anpeilen (für eine Person mit ca. 70 Kilogramm entspricht das ungefähr 112 bis 140 Gramm pro Tag), idealerwise verteilt auf drei bis vier Mahlzeiten. Das ergibt rund 30 Gramm pro Mahlzeit. Eine Portion innerhalb von zwei Stunden nach dem Training boostet Muskelreparatur und -aufbau.

Hack 10: Greasing the groove und Sport in Tapasgröße

Viele sagen, sie hätten keine Zeit für Sport. Was sie meinen ist: keine zwei Stunden am Stück. Fair. Greasing the groove löst genau das, weil Bewegung hier in Miniportionen passiert. Jedes Mal, wenn ich vom Rechner aufstehe, gibt es ein paar Wiederholungen. Nicht schweißtreibend, aber sichtbar über die Woche. Wichtig: Harte Belastungen sollten ohne Warmmachen nicht durchgeführt werden. Also nicht vom Call direkt in den einarmigen Klimmzug wechseln.

Hack: Eine Übung auswählen und an Alltagssituationen koppeln. Zum Beispiel fünf Liegestütze, wenn man zur Toilette geht, oder 20 Squats, während der Kaffee durchläuft. Weit weg vom Muskelversagen, nah an der Routine. So kommen über den Tag leicht 40 bis 60 Wiederholungen zusammen und man hat trainiert, ohne je offiziell trainiert zu haben.

Fazit

Sport ist weniger ein einzelnes Ereignis als ein leises Grundrauschen, das sich über Jahre summiert. Wer Kraft aufbaut, seine Ausdauer smart steigert und Bewegung als festen Termin im Körperkalender behandelt, gewinnt im Alter Zeit und Lebensqualität zurück. HRV, VO2max Werte, Schritte am Tag. Leicht trackbar und was wir tracken, wird beachtet.

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Autor: Markus Sekulla, Digitalberater

Markus Sekulla ist Kommunikationsberater aus Düsseldorf, spezialisiert auf Executive Positioning, PR, Content Creation und den Einsatz von KI in der Kommunikation.

Markus Sekulla  – Freiberuflicher Digitalberater

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