Sie sagen, in vielen Fällen bleibt das Vorhofflimmern unbemerkt. Sind Devices wie Smartwatches oder andere Wearables nützliche Helfer?
Wearables werden zukünftig eine überragende Rolle in der Erkennung von Vorhofflimmern einnehmen. Ich kann nur jedem empfehlen, sich schon jetzt mit der modernen Technik auseinanderzusetzen. Seit sehr vielen Jahren habe ich selbst eine Smartwatch und bin begeistert. Die EKGs, die man damit ableiten kann, sind so gut, dass der Arzt auf dieser Grundlage bis zu 99 Prozent sagen kann, ob Vorhofflimmern vorliegt oder nicht. Wearables sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, Vorhofflimmern rechtzeitig zu erkennen.
Sie sind also nützlich, ein mögliches Vorhofflimmern zu erkennen und dann braucht man einen Fachmann bzw. eine Fachfrau.
Ganz genau, dann braucht man einen Arzt und schnell auch einen Blutverdünner, denn das Schlimmste, was durch Vorhofflimmern entstehen kann, ist der Schlaganfall, der durch rechtzeitiges Handeln verhindert werden kann.
Das führt zur nächsten Frage: Was ist zu tun, wenn der Verdacht auf Vorhofflimmern besteht, und welche Behandlungsmöglichkeiten kommen in Frage?
Der Verdacht muss untersucht werden. Vorhofflimmern besteht, wenn diese Rhythmusstörung mindestens 30 Sekunden anhält und auch mit dem EKG dokumentiert werden kann. In diesem Fall muss ein Blutverdünner eingenommen werden. Anhand eines Risiko-Scores wird die Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines Schlaganfalls ermittelt, das heißt die unterschiedlichen Risikofaktoren, wie zum Beispiel hoher Blutdruck, Diabetes und Alter werden bewertet und auf Grundlage dessen entschieden, ob der Patient lebenslang einen Blutverdünner nehmen muss. Zusätzlich kann durch einen Betablocker die Pulsfrequenz gesenkt werden. Die elektrische Kardioversion stellt den normalen Herzschlag wieder her. Abschließend wird mit dem Hausarzt, dem Kardiologen oder Elektrophysiologen die weitere Therapie besprochen.
Spezielle Vorhofflimmer-Zentren sind in der Lage, durch eine Katheterablation das Vorhofflimmern mit einer Erfolgsrate von 80 Prozent zu behandeln. Eine Katheterablation ist ein schonendes Verfahren, mit dem die „falschen Zündkerzen“ mit Kälte erfroren oder mit Hitze verödet werden. Entscheidend ist, dass früh abladiert wird. Somit sollte man nicht abwarten, bis das Vorhofflimmern chronifiziert, sondern früh das noch anfallsartige Vorhofflimmern mit einem Vereisungsballon ausschalten.
Was bedeutet ab und zu auftritt? Das heißt ein- oder zweimal im Jahr oder im Monat?
Das ist eine sehr wichtige Frage. Wenn ich Vorhofflimmern einmal in zwei Jahren habe, würde ich noch etwas zurückhaltend sein, ist es aber häufiger im Jahr, dann sollte abladiert werden, weil mit jedem weiteren Vorhofflimmern das Bindegewebe, der Auslöser des Vorhofflimmerns, weiterwachsen kann. Das ist wie „Unkraut im Beet“, das im Garten ständig wächst, wenn man es nicht rechtzeitig entfernt. Wenn am Herzen ein kritisches Maß an „Unkrautgewebe“ überschritten ist, wird eine Ablation nicht mehr erfolgreich sein. Wichtig ist somit das frühzeitige Gespräch mit dem Arzt, um den individuell besten Zeitpunkt für die Behandlung festzulegen.
Kann man Vorhofflimmern durch sinnvolle Maßnahmen verhindern?
Ja und nein. Also, die Genetik kann man nicht überwinden, aber man kann vieles tun, die Wahrscheinlichkeit zu verringern, Vorhofflimmern zu bekommen. Ich empfehle, alles zu tun, um die bekannten Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen zu verhindern. Dazu gehört, regelmäßig Blutdruck und Blutzucker zu messen. Und natürlich hilft viel Bewegung und die Ernährung auf eine mediterrane Kost umzustellen, um fit und schlank zu bleiben bzw. zu werden. Wie schon erwähnt, macht es Sinn, ab und zu den Puls am Handgelenk zu tasten, um zu überprüfen, ob der Herzschlag regelmäßig ist. Wenn ein Vorhofflimmern diagnostiziert wird, ist das heute aber auch kein Drama mehr. Vor 20 Jahren war die Ablation noch in der Experimentierphase. Das sieht heute ganz anders aus. In den großen Herzzentren kann mittlerweile mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 80 Prozent das Vorhofflimmern durch die Ablation erfolgreich behandeln. Die Ablation dauert etwa eine Stunde, der Patient schläft dabei, bleibt eine Nacht im Krankenhaus und kann am nächsten Tag wieder entlassen werden. Die Patienten sollten darauf achten, dass es sich um ein von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum handelt. Das Krankenhaus Porz am Rhein in Köln ist schon lange zertifiziert. Wir waren einer der ersten Krankenhäuser im Rheinland und ich habe die Prüfung zur Zertifizierung als extrem herausfordernd empfunden, weil wirklich alles auf den Prüfstand gestellt wurde. Daher kann sich der Patient eines zertifizierten Vorhofflimmer-Zentrums auch wirklich sicher sein, dass dort die Ablation nach höchsten Qualitätsstandards erfolgt.
Letzte Frage: Was ist Ihr „Nummer eins“-Ratschlag aus ärztlicher Sicht für unsere Versicherten?
Bewegung, gesunde Ernährung und eine positive Lebenseinstellung – die beste Prävention für ein gesundes Leben.
Vielen Dank für den interessanten Einblick in das Thema Vorhofflimmern und Ihre Tipps, damit die Herzen unserer Versicherten gesund bleiben.