Einfach, weil's wichtig ist.
Einfach, weil's wichtig ist.
Nachhaltigkeit & Engagement, 28. August 2023
Um die globale Klimakrise in den Griff zu bekommen, kommt es vor allem auf die Vermeidung von Treibhausgasen und die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung an. Eine zentrale Rolle spielt dabei CO₂. Warum ist das so, was bedeutet Netto-Null und warum kann Carbon Capture helfen?
CO₂ ist die chemische Bezeichnung für das Molekül Kohlenstoffdioxid (kurz: Kohlendioxid), das sich aus Sauerstoff und Kohlenstoff zusammensetzt.
Kohlenstoffdioxid ist eines der bedeutendsten Treibhausgase und von Natur aus in der Luft enthalten. Es entsteht bei der Atmung von Lebewesen, aber auch tote, zerfallende Organismen oder Vulkane setzen das Gas frei. Einmal in die Atmosphäre abgegeben, baut sich Kohlendioxid nicht von alleine wieder ab. Bäume und Pflanzen wandeln es im Rahmen der Photosynthese unter anderem in Sauerstoff um, den Menschen und Tiere zum Leben brauchen – ein zentraler Kreislauf für das Leben auf unserem Planeten.
Das Problem dabei: CO₂ entsteht auch bei der Verbrennung von Holz, Kohle, Erdgas oder Erdöl. Seit der Industrialisierung erzeugen die Menschen so immer mehr CO₂. Gleichzeitig werden große Flächen abgeholzt oder für die Landwirtschaft erschlossen, um die wachsende Erdbevölkerung zu ernähren. Dadurch kann wiederum weniger CO₂ gebunden werden. Der Anteil des CO₂ in der Atmosphäre ist in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen. Laut Umweltbundesamt hat sich der Anstieg seit den 50er Jahren annähernd vervierfacht.
Neben Kohlendioxid gibt es noch weitere Treibhausgase, etwa Ozon, Methan oder Fluorkohlenwasserstoffe. Zusammen legen sie sich wie eine Dunstglocke um die Erde.
Dem Glasdach eines Treibhauses ähnlich, lassen sie kurzwelliges Sonnenlicht durch, reflektieren die langwellige Wärmestrahlung aber zurück zur Erde. Ergebnis: Die Wärme staut sich, der Planet erhitzt sich. Das ist der sogenannte Treibhauseffekt. Mit einem Anteil von rund zwei Dritteln2 an den Treibhausgasen gilt CO₂ als Hauptverursacher der globalen Erwärmung.
Eine Veranschaulichung dieser komplexen Zusammenhänge gibt es hier.
Der Anstieg der Treibhausgaskonzentration hat schon jetzt zu einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur geführt. 2022 war laut Umweltbundesamt weltweit das sechstwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
In Deutschland lag die Durchschnittstemperatur 2,3 ° C höher als in der Referenzperiode 1961-1990. Die fatalen Folgen der Erwärmung sind dem Weltklimarat zufolge: Je nach Region mehr und längere Hitzewellen oder Dürren, häufigere Überschwemmungen und Wirbelstürme. Und jeder weitere Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur wird das Problem verschärfen.
Klimawandel bedeutet eben nicht, dass Winter einfach nur weniger kalt und Sommer etwas wärmer werden. Laut Weltwetterorganisation ist die Zahl wetterbedingter Naturkatastrophen in 50 Jahren (1970 bis 2019) um das Fünffache gestiegen. Mehr als zwei Millionen Menschen kamen in diesem Zeitraum dadurch ums Leben. 4 Durch den Treibhauseffekt sammeln sich im Wettersystem der Erde erhebliche Mengen an Energie an. Und wenn sich diese gesteigerte Energie örtlich entlädt, kann das zu extremen Wetterphänomenen führen.
Die Frage, wo Wetter aufhört und Klima anfängt, beantworten Fachleute ganz einfach: Will man über Klima und dessen Veränderung reden, muss man einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren betrachten, um haltbare Aussagen treffen zu können.
Alles, was kürzer ist, fällt für sie unter die Rubrik Wetter oder Witterung. Da sich die Veränderungen über einen viel längeren Zeitraum als 30 Jahre beobachten lassen, gehen die Experten davon aus, dass wir es nicht mit Wetterkapriolen zu tun haben, sondern mit Klimawandel. Und zwar mit menschengemachtem Klimawandel. Denn Wissenschaftler lesen aus ihren Daten ab, dass die vom Menschen verursachten Emissionen von Treibhausgasen seit Beginn der Industrialisierung zum überwiegenden Teil für die ansteigenden Temperaturen in der Atmosphäre und den Ozeanen verantwortlich sind.
Den Zusammenhang Mensch – Klimawandel erkennt auch die internationale Politik an. Beim Pariser Klimaschutzabkommen haben Ende 2015 197 Vertragsparteien beschlossen:
Wir wollen den Kampf gegen den Klimawandel konsequent angehen und dabei die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter zwei, möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränken. 5 Die angestrebten Gradwerte basieren auf den Annahmen von Wissenschaftlern, dass bei diesen Temperaturen irreversible Folgen für Menschen und Umwelt noch begrenzt werden können. Für das Erreichen der Ziele bleiben gewaltige Anstrengungen der Staatengemeinschaft erforderlich.
Prävention und Anpassung
Treibhausgase wie Kohlendioxid haben eine sehr lange Wirkungsdauer in der Atmosphäre. Mit dem vorhandenen Bestand müssen die nächsten Generationen also leben.
Deshalb müssen sich die Menschen an die Folgen des Klimawandels – intensivere Unwetter, Starkregen, Überschwemmungen oder auch Dürren – rasch besser anpassen und vorbeugen. Die Fragen, die sich jetzt unter anderem stellen: Wie können wir uns vor Hitze schützen? Wie können wir unsere Städte und Dörfer auf Starkregen und Überflutungen besser vorbereiten? Welche Folgen hat der Klimawandel für die Landwirtschaft, welche für die Gesundheit?
Gleichzeitig wird es darum gehen, den Ausstoß von Treibhausgasemissionen im Verkehr, in privaten Haushalten, der Industrie und anderen Emissionsquellen deutlich zu reduzieren.
Maßnahmen wie der Umstieg auf erneuerbare Energien oder auf E-Mobilität erfordern umfangreiche Investitionen, nicht zuletzt in die Infrastruktur für Verkehr oder die Energieversorgung. Auch beschleunigte Forschung in treibhausgasneutrale Energieträger wie Wasserstoff braucht gezielte Förderung. Positive Effekte sind in der Breite nicht kurzfristig zu erwarten. Umso wichtiger ist es, die Maßnahmen mit Hochdruck auf den Weg zu bringen und voranzutreiben.
Wenn es darum geht, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen, ist immer wieder von Netto-Null-Emissionen die Rede.
Gemeint ist damit, dass die Menschheit nicht mehr Treibhausgase produziert, als der Atmosphäre wieder entzogen werden können. Gar keine Emissionen mehr zu erzeugen, ist aber unrealistisch. Daher werden Mittel und Wege gebraucht, das CO₂ aus der Atmosphäre zu binden. 10 bis 20 Milliarden Tonnen CO₂ werden wir zukünftig pro Jahr der Atmosphäre wieder entziehen müssen, um die globale Erwärmung auf höchstens zwei Grad über dem vorindustriellen Zeitalter zu beschränken, heißt es im Klimabericht des Weltklimarates IPCC.6
Dafür gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, die weltweit greifen können. Neben der Aufforstung von Waldflächen werden derzeit vielversprechende neue Technologien, sogenannte Carbon Capture and Storage (CCS)-Lösungen, entwickelt. Dabei geht es darum, CO₂ aus der Atmosphäre zu binden und langfristig zu lagern. Staat, Wirtschaft und Wissenschaft können mit gezielten Förderprogrammen dabei unterstützen, geeignete Ideen marktreif zu machen und ihre Wirkung zu skalieren.
Jede und jeder einzelne Verbraucher kann mit seinem Konsumverhalten einen Beitrag leisten. Ansatzpunkte gibt es viele, zum Beispiel regional, saisonal und unverpackt einkaufen sowie Einwegprodukte vermeiden.
Das spart lange Transportwege sowie die Produktion und Entsorgung von Verpackungsmaterial – und damit CO₂. Auch das Umsteigen vom Verbrenner-Motor auf ein E-Auto, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder Fahrrad fahren helfen, CO₂ einzusparen. Wer durch kürzeres Duschen und weniger Heizen Energie spart oder gleich auf erneuerbare Energien umstellt, zum Beispiel mit Hilfe einer Photovoltaikanlage, leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Hier kann jeder testen, wie die eigene CO2-Bilanz ausfällt: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/
Für Versicherer sind der Klimawandel und die Bewältigung seiner Konsequenzen sehr wichtige Themen. Allein schon deshalb, weil Versicherer einige der Folgen, die der Klimawandel mit sich bringt, mit ihren Produkten absichern.
Das sind zum Beispiel Schäden durch Überschwemmungen, Stürme oder Dürren. Wenn sich im Zuge des Klimawandels Häufigkeit und Intensitäten der Wetterereignisse verändern, hat das auch für Versicherer Folgen. Im Ahrtal etwa war der versicherte Schaden viermal so hoch wie der zweitgrößte Versicherungsschaden aus einer Naturkatastrophe in Deutschland, das waren die Überschwemmungen 2013. Solche Sprünge in der Schadenhöhe sind keine statistischen Ausreißer, sie lassen sich weltweit beobachten.
Als Investoren mit häufig großen Portfolios spielen Versicherer eine wichtige Rolle bei der notwendigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, indem sie etwa gezielt Anlagen für erneuerbare Energie wie etwa Windparks finanzieren oder aus emissionsreichen Kapitalanlagen wie der Erdölförderung aussteigen. Dasselbe gilt für ihre Produkte. Denn um die Erderwärmung zu begrenzen, sind neue Technologien bei Stromgewinnung, Transport, Energiespeicherung und industrieller Produktion nötig. Versicherer arbeiten an Versicherungslösungen für solche Technologien, um ihnen den Markteintritt zu erleichtern.
Dieser Beitrag stellt nur einen Ausschnitt des Themas dar. Weiterführende Informationen finden Sie hier:
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