Einfach, weil's wichtig ist.
Einfach, weil's wichtig ist.
Digitalisierung & Technologie, 22. August 2024
Embedded Insurance ist eine der dynamischsten Entwicklungen, die wir aktuell auf dem digitalen Versicherungsmarkt sehen. Innerhalb kürzester Zeit können sich Käuferinnen und Käufer hier passgenaue Versicherungen zu einem Produkt oder Service dazubuchen. Embedded Insurance ist dabei weit mehr als ein zusätzlicher Vertriebskanal: Es ist die Fähigkeit von Versicherern, Bedürfnisse zu erkennen, echten Mehrwert zu generieren und damit das Angebot und die Marke ihrer Partner aufzuwerten, sagt unser CDO Mark Klein. Mit Embedded Insurance wird aus dem klassischen Versicherungsschutz ein „Insurance as a Service“-Angebot.
Das Konzept von Embedded Insurance ist nicht neu. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts gab es bei Einzelhändlern in Europa oder in den USA beim Verkauf von Waren einen Versicherungsschutz dazu. Ein Beispiel dafür ist die Nähmaschinenversicherung des Herstellers Singer aus dem Jahr 1870. Hier war bereits damals eine Versicherung gegen Schäden an der Maschine automatisch beim Kauf mit inbegriffen. Pakete oder „Bundle“ von Policen und Produkten beziehungsweise Dienstleistungen gab es damit schon sehr früh. Doch noch nie war Embedded Insurance von größerer Bedeutung als heute.
Als Embedded Insurance wird in der Regel ein Angebot bezeichnet, das Versicherungslösungen in die Kernprodukte oder Dienstleistungen eines Drittanbieters integriert. Embedded Insurance ist damit ein klassisches B2B2C-Modell. Kundinnen und Kunden haben dadurch Zugang zu einem reibungslosen, bequemen und individualisierten Versicherungsschutz, ohne diesen separat abschließen zu müssen. Der Prozess ist nahtlos in die Customer Journey des kooperierenden Unternehmens eingebunden, womit Verbraucherinnen und Verbraucher zur richtigen Zeit und am richtigen Ort das richtige Angebot erhalten. Getreu dem Motto: Versichern einfacher machen.
Embedded Insurance ermöglicht dabei die Absicherung einer breiten Palette von Produkten, Dienstleistungen und Lebensbereichen. Seien es elektronische Geräte, Fahrzeuge, Reisen, Gesundheits- und Fitnessprodukte, Smart-Home-Anwendungen, digitale Dienstleistungen, Events, Finanzprodukte, Immobilien und Co. Und auch für den B2B-Bereich gibt es hier viel Potenzial.
Das folgende Beispiel zeigt anschaulich, wie wir bei ERGO das Thema gemeinsam mit Partnern nutzen:
Mit O2 Telefónica und Telefónica Insurance kooperiert ERGO auf dem deutschen Markt: Der Startschuss fiel am 7. August mit dem ersten Angebot: „O2 Care | Mobility“. Damit bietet O2 seinen Privatkundinnen und -kunden eine Mobilitätsgarantie, sollte ein geliehenes Fahrzeug liegenbleiben oder das Fahrrad eine Panne haben. Im Herbst folgt dann mit „O2 Care | Travel“ das zweite Angebot. Dieses beinhaltet unter anderem eine Auslandskrankenversicherung mit Krankenrücktransport, Rettungs- und Bergekosten sowie eine durchgängige Reise- sowie Notfall-Assistance. Zwei weitere Produkte für andere Lebensbereiche werden folgen.
Ein Klick reicht heute, um eine angebotene Police hinzuzubuchen. Aus Versicherung wird damit ein „Insurance as a Service“-Angebot.
Was dem Thema in den vergangenen Jahren nun einen echten Schub verliehen hat, ist die fortschreitende Digitalisierung. Denn Daten und Technologie sind die maßgeblichen Treiber dieser Entwicklung. Sie bilden die Basis für das Modell und sind ihr Motor. Daten und Technologie hat es sicherlich schon früher gegeben. Doch die Plattformökonomie und der damit einhergehende Trend zum Direktverkauf über das Internet hat beides auf ein neues Level gehoben.
So stehen heute nicht nur mehr Daten rund um Kernprodukt und Customer Journey zur Verfügung als noch vor wenigen Jahren. Auch die Datenqualität an sich wurde im Laufe der Zeit durch verschiedene Faktoren wie Standardisierung, verbessertes Datenmanagement, Automatisierung oder neue Integrationsmöglichkeiten vorangetrieben. Die Zusammenführung dieser „neuen“ Daten ermöglicht die Zusammenstellung noch passgenauerer Angebote in Echtzeit. Darüber hinaus haben sich auch die Schnittstellen (APIs) weiterentwickelt, über die Versicherungslösungen in die Customer Journey des Partners integriert werden. Auch hier haben neue Standards dazu beigetragen, dass APIs leistungsfähiger, flexibler und benutzerfreundlicher geworden sind. Ein Klick reicht heute, um eine angebotene Police hinzuzubuchen. Aus Versicherung wird damit ein „Insurance as a Service“-Angebot.
Das Modell von Embedded Insurance ist dabei weit mehr als ein zusätzlicher Vertriebskanal oder das Mitverkaufen von Policen. Bei Embedded Insurance geht es um das tiefe Verständnis der Kundenbedürfnisse und einen echten Mehrwert, der für sie generiert werden kann. Diese Bedürfnisse zu erkennen und die Komplexität zu reduzieren, ist eine Kernkompetenz von Versicherern. Kaum eine andere Branche kann Datenanalyse, Risikomanagement und Kundenerfahrung so zielgerichtet orchestrieren wie die Versicherungsbranche – und das unter Einhaltung höchster Datenschutzstandards.
Das stellen auch zunehmend branchenfremde Unternehmen fest, die mit Versicherern kooperieren möchten. Sie sehen, dass gut konzipierte Versicherungen als ergänzender Teil ihrer Produkte oder Dienstleistungen das Geschäftsmodell verbessern können. Dieser Service kann zu Wettbewerbsvorteilen gegenüber Mitbewerbern führen und neue Möglichkeiten für Zusatzerlöse eröffnen. Hinzu kommt, dass Embedded Insurance das Markenimage von Drittanbietern stärken kann, da es sie als umfassende Dienstleister hervorhebt und nicht nur als Verkäufer oder Händler einzelner Produkte. Embedded Insurance wird zum Teil eines Gesamtkonzeptes, das Kunden das Leben erleichtern soll. Und guter Service wird in der Regel mit Markentreue belohnt.
Zur Wahrheit gehört sicherlich auch, dass bei solchen Kooperationen die Marken der Versicherer zugunsten der Partner-Marken in den Hintergrund rücken. Versicherungsunternehmen treten bei diesen Modellen erst in Erscheinung, wenn der Kunde einen Schadenfall hat oder eine Frage zur abgeschlossenen Versicherung. Und: Die technische Komponente von Embedded Insurance oder ihre erfolgreiche Umsetzung ist nicht zu unterschätzen. Das gilt nicht nur für die Anbindung der eigenen IT-Infrastrukturen an die Partnersysteme. Auch die schnelle Anpassung von Angeboten an die sich kontinuierlich verändernden Bedürfnisse der Partner spielt hier eine Rolle.
Richtig umgesetzt bieten strategische Partnerschaften zu Embedded Insurance Versicherern ein erhebliches Potenzial im Hinblick auf Marktinnovationen und kosteneffiziente Absatzmöglichkeiten.
Doch richtig umgesetzt bieten strategische Partnerschaften zu Embedded Insurance auch Versicherern ein erhebliches Potenzial im Hinblick auf Marktinnovationen und kosteneffiziente Absatzmöglichkeiten. Es können neue Zielgruppen erschlossen werden, die bisher noch nicht erreicht wurden. Dies wiederum kann Wachstumschancen in einem Verdrängungsmarkt eröffnen, in dem auch immer mehr branchenfremde Marken ihre Chance auf eine Geschäftsfelderweiterung nutzen möchten. In Zukunft wird der Versicherer die Nase vorn haben, der sich in solchen Ökosystemen als Partner mit überzeugenden Produkten und Services platzieren kann.
Ob sich die Schätzungen des Experten Simon Torrance bewahrheiten, der Embedded Insurance in den nächsten zehn Jahren ein Marktvolumen von bis zu 1,5 Billionen Euro in Europa voraussagt, bleibt abzuwarten. Doch fest steht, dass von Embedded Insurance alle Stakeholder entlang der gesamten Wertschöpfungskette profitieren. Das Thema erlebt deshalb zurecht seine digitale Renaissance und wird zu einem echten Veränderungsmoment in der Versicherungsbranche führen. Versicherer sind deshalb gut beraten, sich damit zeitnah auseinanderzusetzen. Denn eine weitere Entwicklung, die dieses Thema maßgeblich voranbringen wird, steht gerade erst in den Startlöchern: künstliche Intelligenz.
Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst beim Versicherungsmonitor erschienen.
Text: Mark Klein, CDO ERGO Group AG
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