Einfach, weil's wichtig ist.
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Digitalisierung & Technologie, 19. Juni 2023
Die nächste Generation steht in den Startlöchern: Auf Y und Z folgt Gen Alpha. Ihre Vertreterinnen und Vertreter sind derzeit noch Kinder unter 13 Jahren, Babys oder gar nicht erst geboren. Welchen Einfluss hat unsere digitalisierte Welt auf diese jungen Menschen? Wie werden sie unsere Welt beeinflussen? Und wie werden „Alphas“ wohl mit künstlicher Intelligenz umgehen? Die Sozialforschung gibt darauf erste Hinweise.
Zur Generation Alpha gehören all jene, die zwischen 2010 und 2024 geboren sind oder noch geboren werden. Sie sind die Kinder der Millennials, der zwischen 1980 und 1994 geborenen Generation Y, und werden daher auch gerne als „Mini-Millennials“ bezeichnet.
Die Millennials gehörten zur ersten Generation, die als „Digital Natives“ aufwuchs – sprich: Sie sind schon als Kinder oder spätestens im Teenie-Alter das erste Mal mit Computern und Smartphones in Berührung gekommen. Im Gegensatz zu ihren Eltern der Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1955 bis 1964), die sich digitale Fähigkeiten erst im späteren Erwachsenenalter aneignen konnten, haben Millennials bereits intuitiv und spielerisch gelernt, digitale Geräte zu nutzen. Für die Generation Alpha sind digitale Geräte und Sprachassistenten seit ihrer Geburt präsent: Viele können schon auf Smartphones und Tablets swipen und zoomen, bevor sie laufen oder sprechen können.
Wie tickt also eine Generation, deren Eltern bereits mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, und wie werden sie wohl als junge Erwachsene sein? Der australische Sozialwissenschaftler Mark McCrindle beschreibt die Generation Alpha durch folgende fünf Charakteristika:
Im Folgenden werden wir uns diese fünf Eigenschaften genauer anschauen.
„Handys aus! Kein Smartphone am Tisch!“ Diesen Satz kennen fast alle Eltern im 21. Jahrhundert. Junge Menschen sind abhängig von ihren digitalen und mobilen Endgeräten, allen voran Smartphones und Tablets. Selbst Laptops spielen in der jüngsten Generation schon eine geringere Rolle, weil kleinere Geräte einfach handlicher sind und unterwegs von überall benutzt werden können. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Social-Media- und Gaming-Apps nur auf mobilen Geräten in vollem Umfang genutzt werden können.
Das sind auch die zwei wesentlichen Anwendungsfälle, für die Alphas ihre digitalen Geräte nutzen: für die Kommunikation mit Freunden und zur Unterhaltung. Verglichen mit früheren nicht-digitalen Zeitaltern ist das Smartphone oder Tablet unter anderem Telefon, Brief, Fernseher, Radio und mehr – vereint in einem einzigen Gerät.
Im Podcast „Story-Radar: So tickt die Generation Alpha“ interviewt der Schweizer Marketing-Experte Ferris Bühler seine 12-jährige Tochter Emilia und spricht mit ihr darüber, welche Apps sie nutzt. Streng genommen gehört sie gerade so noch der Generation Z an, befindet sich aber sehr nah an der Grenze zur Generation Alpha. Daher sind ihre Antworten sehr interessant: Emilia erzählt, dass sie WhatsApp, Snapchat, YouTube und TikTok nutzt. Außerdem spielt sie ein „lustiges Hühnchen-Spiel“, wie sie selbst sagt – damit meint sie offenbar die Gaming-App „Chicken Scream“. Das mag auf den ersten Blick banal klingen, allerdings ist spannend, wie dieses Spiel funktioniert: Ähnlich einem 2D-Jump-and-Run-Spiel wie Super Mario muss man ein kleines Huhn von Plateau zu Plateau navigieren. Das Besondere: Das Huhn wird nicht durch Antippen oder Swipen gesteuert, sondern indem man sein Handy anspricht, ansingt oder gar anschreit. Je lauter, desto weiter und höher springt das Huhn. Im Selbsttest stellt man als Millennial fest: Das Spiel ist ungewohnt und erfordert sehr viel Geschick und Übung, sodass die Spielfigur nicht viel zu hoch oder niedrig springt. Die Generation Alpha hingegen ist sehr vertraut damit, digitale Geräte durch Sprachbefehle zu steuern.
„Mein Sohn wollte nie Müsli essen“, zitiert Sozialwissenschaftler McCrindle die Mutter eines 7-Jährigen. „Aber weil Ryan vom YouTube-Kanal ‚Ryan’s World‘ in einem Video Müsli gegessen hat, will mein Sohn jetzt auch Müsli essen!“
Der zehnjährige Ryan Kaji betreibt laut den niederländischen Influencer-Experten von top-x.nlden erfolgreichsten Unboxing-Kanal weltweit. Unboxing-Videos, sind Clips, in denen Influencer Produkte vor der Kamera auspacken und so für diese werben. 2019 gehörte der damals Achtjährige zu den Topverdienern unter den YouTubern: Mit seinem Kanal hat er im besagten Jahr 26 Millionen Euro verdient. Auf seinem Channel, der von seinen Eltern betreut wird und auf dem die Kommentarfunktion ausgestellt ist, finden sich natürlich viele Unterhaltungsvideos, aber nicht nur. In einem Video lässt sich Ryan zum Beispiel erklären, warum und wie man sich richtig die Zähne putzen sollte.
Durch Social-Media-Plattformen wie Instagram, Snapchat, TikTok und YouTube werden junge Menschen durch ein Netzwerk beeinflusst, das 24 Stunden am Tag über geografische und soziale Grenzen hinweg vernetzt ist, analysiert McCrindle. Die soziale Welt vereine enge Freunde und Familie mit Social Media-Influencern als vorrangige Quelle für Empfehlungen, Informationen und Meinung.
Soziale Netzwerke haben aber auch eine Schattenseite: Laut einer Umfrage von McCrindle haben ein Viertel der Schülerinnen und Schüler schon einmal Mobbing in der Schule via Social Media, Textnachrichten oder E-Mails erlebt. In Deutschland ist laut einer aktuellen Studie fast jeder fünfte Jugendliche von Cybermobbing betroffen.
Die Generation Alpha wird auch als die erste echte globale Generation bezeichnet. Einen Beleg dafür sieht McCrindle in den verschiedenen „Wörtern des Jahres“, die jährlich von den Oxford Englisch- Wörterbüchern herausgegeben werden.
In der Lebenszeit der Generation Alpha gab es unter anderem folgende Wörter des Jahres:
2011 - App
2012 - Cloud
2013 - Hashtag
2014 - Selfie
2015 - Gesicht mit Freudentränen (-Emoji)
2016 - Post truth (dt. postfaktisch)
2017 - Fake news (dt. Falschmeldung)
2018 - Toxic (dt. toxisch)
2019 - Climate emergency (dt. Klimanotstand)
Zwar handelt es sich hier mit Ausnahme des universellen Emojis um englischsprachige Begriffe. In unserer globalisierten und digitalen Welt kommen die „Alphas“ aber vor allem online auch schon früh mit englischen Ausdrücken in Kontakt und nutzen diese in ihrer Alltagssprache. Auch Emojis sind ein wichtiger Indikator unserer global vernetzten Welt.
Durch den Einfluss von Filmen, Musik, Prominenten und Influencern verbreiten sich Trends schneller weltweit als jemals zuvor. Einer dieser globalen Trends war die App „Pokémon Go“, die 2016 veröffentlicht wurde. Das Ziel des Spiel ist es, draußen verschiedene Pokémon-Charaktere zu finden und zu fangen. Dabei handelt es sich um Augmented Reality (AR), also virtuelle Charaktere, die sich in einer realen Umgebung befinden. Das Spiel ging innerhalb kürzester Zeit viral: Nur 19 Tage nach seiner Veröffentlichung nutzen bereits 50 Millionen Nutzer die App. Zum Vergleich: Facebook hat drei Jahre benötigt, um die gleiche Nutzerzahl zu erreichen, das Telefon sogar 50.
„Alphas“ werden durch Gleichaltrige auf der ganzen Welt beeinflusst. Dabei gibt es keine Grenzen mehr für die Technik und das Vokabular, das sie nutzen, und die Freundschaften, die sie schließen.
Die vierte Eigenschaft der Generation Alpha ist Mobilität: Dies ist auf die Art bezogen, wo, wie und wann sie arbeiten und wie sie studieren, reisen und leben werden. Gerade die Arbeitswelt wird immer flexibler werden (müssen), auch aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels in vielen Branchen. Laut einer australischen Studie bleiben Arbeitnehmende in Down Under bereits jetzt weniger als drei Jahre in einem Job oder einer beruflichen Rolle. Die berufliche Zukunft der „Alphas“ ist stark durch den digitalen Wandel geprägt: Das Weltwirtschaftsforum sagt voraus, dass 65 Prozent der „Gen Alphas“, die gerade in die Grundschule kommen, künftig in Jobs arbeiten werden, die aktuell noch gar nicht existieren.
Die „Alphas“ sind eine visuelle Generation. Das erklärt, warum YouTube heute die zweitbeliebteste Suchmaschine nach Google ist. Für die Generation Alpha ist die Video-Plattform sogar die beliebteste Suchmaschine. Warum sollten „Digital Natives“ sich etwas durchlesen, wenn sie es sich als Video anschauen können? Auch TikTok wird von den Generationen Z und Alpha häufig als Suchmaschine genutzt.
Die fünf genannten Eigenschaften zeigen, dass die „Gen Alpha“ äußerst intuitiv digitalen Trends begegnet. Der Chatbot ChatGPT vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI, wurde erst im November 2022 veröffentlicht. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) können Nutzerinnen und Nutzer mit einem Chatbot interagieren und sich beispielsweise Texte zu beliebigen Themen schreiben lassen. Es dauerte gerade einmal ein halbes Jahr, bis Schülerinnen und Schüler in Hamburg dabei erwischt wurden, dass sie ChatGPT zum Schummeln in der schriftlichen Abiturprüfung genutzt haben. Nicht nur im deutschen Bildungssystem werden Chancen und Risiken von KI-Tools kritisch diskutiert: Die Stadt New York hat ChatGPT im Januar 2023 von öffentlichen Schulen verbannt. Diese rasante digitale Entwicklung wird man damit wohl nur kurzfristig aufhalten können. Für die Generation Alpha dürfte sie zur Selbstverständlichkeit werden.
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