Positive Effekte von Games
Vor kurzem hat //next über eine Studie der University of Vermont berichtet, der zufolge Computerspiele einen positiven Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen haben können. Für manch einen mögen die Ergebnisse erstaunlich gewesen sein. Für mich waren sie es nicht.
Seit Längerem gibt es Erhebungen zu den positiven Effekten von Computer- und Videospielen, etwa auf Fähigkeiten wie Hand-Augen-Koordination, Reaktionsgeschwindigkeit, räumliches Vorstellungs- oder Erinnerungsvermögen. Wer diese Fähigkeiten in ihrer reinsten Form sehen will, sollte sich einmal E-Sports Matches anschauen, also professionell spielende Gamerinnen und Gamern, die auf höchstem Level kompetitiv gegeneinander antreten. Die Spielenden bedienen pro Minute bis zu 400 Mal ihre Eingabegeräte, um den perfekten Zug zu schaffen. Das Ganze findet asymmetrisch statt – beide Hände werden parallel bewegt, womit unterschiedliche Hirnregionen genutzt und trainiert werden. Gleichzeitig braucht es zum Erfolg Impulskontrolle, Wahrnehmung der Spielumgebung, taktische Entscheidungen und Absprachen im Team. Alles in Bruchteilen von Sekunden. Was für eine Leistung des Gehirns!
Geduld, Präzision und Durchhaltevermögen
Auch wenn die meisten Kinder und Jugendlichen (noch) nicht auf diesem Niveau spielen, trainieren auch sie all diese Fähigkeiten, praktisch nebenbei und intrinsisch motiviert. Mit jedem Mal, das sie ein Level neu starten müssen, weil sie besiegt wurden, bauen sie zudem eine höhere Frustrationsgrenze sowie Lösungskompetenzen auf. Sie lernen Geduld, Präzision und Durchhaltevermögen. Games helfen beim Stressabbau, da sie einen klaren Fokus verlangen, und auch seinem Frust im Spielkontext mal Ausdruck zu verleihen, kann einen positiven Lerneffekt haben: Man regt sich mal kurz auf, dann ist es auch wieder gut. On top kommt das soziale Moment, also nicht nur, gemeinsam mit Freunden zu spielen, sondern auch im Team zu agieren. Das erfordert nicht selten Kompromissbereitschaft und auch Führungsqualitäten als Teamlead. Für seine Lösungswege einzustehen, strategisch zu denken und klug zu argumentieren, will auch erst mal gelernt sein. Und: Eine Studie aus England zeigt, dass das Spielen von Videospielen die Lesekompetenz, die Kreativität und das Empathievermögen junger Menschen fördern kann.
Verstehen Sie mich an dieser Stelle bitte nicht falsch: Niemand sagt, dass die Nutzung von Computer- und Videospielen immer konfliktfrei zwischen Eltern und Kindern vonstattengeht. Ich weiß um die Diskussionen, die hier geführt werden. Außerdem steht alles immer unter der Prämisse eines gesunden Nutzungsverhaltens.
Doch richtig genutzt, können Computer- und Videospiele viele positive Effekte haben, die auch im weiteren Leben von Bedeutung sind. Gamer stehen wegen ihrer Soft Skills nicht umsonst immer öfter ganz oben auf der Hiring-Liste von Unternehmen.
Doch auch das ist ein Thema für ein anderes Mal.
Text: Sabine Saeidy-Nory