Das klingt so, als würdet ihr gleichzeitig viele Probleme lösen. Wie seid ihr auf diese Probleme aufmerksam geworden, vorneweg den Mangel an Mangroven?
Tansania hat rund 100.000 Hektar Mangroven verloren. Wenn Mangroven sterben, setzen sie eine erhebliche Menge an Kohlenstoff frei. Dies hat erheblich zu den Kohlenstoffemissionen beigetragen. Wir haben erkennt: Wenn dieser Trend anhält, wird es zu einem erheblichen Problem kommen, national und global.
Man kann diese Mangrovenwälder als einen Teil der Lunge unseres Planeten betrachten, der jetzt fehlt. Ihre Wiederherstellung bedeutet sauberere Luft für die nächste Generation. Wenn wir diese 100.000 Hektar zurückbringen können, könnten wir in den nächsten zehn Jahren rund 100 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernen. In den nächsten 20 Jahren könnte dies etwa ein bis zwei Prozent des globalen Ziels ausmachen, 40 Milliarden Tonnen Kohlenstoff zur Bekämpfung des Klimawandels aus der Atmosphäre zu entfernen. Wir planen mit verschiedenen Dörfern zusammenzuarbeiten, insbesondere Frauen zu schulen und dieses Ziels in den nächsten fünf Jahren zu erreichen. Wir wissen, dass es viel Arbeit ist, aber durch diese Zusammenarbeit hoffen wir, auch einen bedeutenden gesellschaftlichen Einfluss ausüben zu können.
Was macht euch einzigartig?
Wir konzentrieren uns auf natürliche Lösungen. Viele Organisationen zielen darauf ab, mit Hilfe von Technologien CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, aber wir zeichnen uns dadurch aus, dass wir die Natur dazu nutzen. Wir quantifizieren diese Vorteile und machen unseren Ansatz dadurch messbar. Zusätzlich sind wir sehr transparent. Wir planen, digitale Tools zur Echtzeitüberwachung zu verwenden. Dies ermöglicht es unseren Partnern, den tatsächlichen Fortschritt und die Auswirkungen ihrer Unterstützung zu sehen.
Unser Erfolg basiert auf unserem wissenschaftlichen Ansatz zur Wiederherstellung. In der Vergangenheit haben wir Mangrovenwiederherstellung ohne wissenschaftliche Grundlage durchgeführt, und der Erfolg war begrenzt. Jetzt führen wir vor dem Pflanzen wissenschaftliche Analysen durch, unter Berücksichtigung von Faktoren wie Bodenart und Raum. Dieser wissenschaftliche Ansatz hat unsere Erfolge deutlich vergrößert.
Kannst du uns von dem Moment erzählen, in dem ihr realisiert habt, dass dies eine so großartige Idee ist, dass ihr ein Start-up gründen müsst?
Die Idee kam während meines Masterstudiums. Ich erfuhr von dem Konzept eines blauen Kohlenstoffmarktes und wurde von einem Projekt in Kenia namens "Mikoko Pamoja" inspiriert. Wir hatten einen Professor von dort, der das Projekt erklärte und wie sie einen Markt für ihre Mangroven eingerichtet haben. Diese Erfahrung half mir, den Prozess zu verstehen, wie man Mangrovenbäume in Gutschriften wandeln kann, um Einnahmen zu erzielen.
Nach dem Abschluss besprach ich die Idee mit meinem Kollegen Joseph, und wir beschlossen, sie in Tansania umzusetzen. Die Idee, Mangroven in Gutschriften umzuwandeln und das Einkommen zur Unterstützung von Küstengemeinschaften zu verwenden, war für mich eine tolle Aussicht.
Was ist euer wichtigstes Ziel für 2024?
Wir planen, in diesem Jahr über 20.000 Mangrovenbäume zu pflanzen. Zusätzlich planen wir den Start einer 1-Million-Baum-Kampagne, die über fünf bis zehn Jahre gehen soll. Derzeit arbeiten wir an der Entwicklung einer Strategie und der Verfeinerung unseres Geschäftsmodells.
Wir wollen unsere Geschäftsstrategie und unseren Geschäftsplan mit den Mentoren, die wir durch den ClimAccelerator zur Verfügung haben, verfeinern. Wir hatten eine großartige Idee, aber in Bezug auf das Geschäftsmodell fehlte es uns an Wissen. Jetzt arbeiten wir daran, eine klare Strategie zu etablieren.
Die letzte Frage ist eine allgemeinere Frage zum Klimawandel. Bist du immer noch zuversichtlich, dass wir als globale Community den Klimawandel umkehren können?
Ich bin immer noch zuversichtlich; wir können es schaffen. Aber es bedarf noch mehr Anstrengungen. Im Hinblick auf die Mangroven sehe ich eine enorme Chance für uns, deutlich mehr Emissionen einzufangen. Wenn wir ernsthaft investieren, können wir vielleicht in fünf oder zehn Jahren einen großen Unterschied machen. Aber solche Projekte erfordern auch viel Geld. Ich denke, wenn wir uns mit verschiedenen Fachleuten und Experten zusammenschließen, können wir es schaffen. Ich bin immer noch zuversichtlich.
Ein Beispiel, das mir Hoffnung macht, ist der Umgang mit COVID: wie wir als Weltgemeinschaft gemeinsam reagiert und versucht haben, das Virus einzudämmen. Es zeigt, dass Denkweisen verändert werden können. Natürlich erfordert es erhebliche Investitionen. Aber mit Acceleratoren wie dem ClimAccelerator, die Green Techs helfen, denke ich, dass wir dahin kommen.
Wir werden positiv bleiben.
Vielen Dank, Debora!
Interview: Markus Sekulla