Einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zufolge landen in Kantinen und Mensen 20 Prozent der Lebensmittel im Müll. Wie viel wäre mit KI-Unterstützung davon vermeidbar?
Belser: So einiges. Das Einsparungspotenzial setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen, die wir mit unserer Software beeinflussen können. Da wäre als Erstes die Planungsgenauigkeit, die wir durch die Prognosen optimieren können und die den Food Waste schon im Einkauf reduzieren. Unsere Erfahrungswerte liegen hier bei einer um 40 Prozent besseren Planungsgenauigkeit. Als Zweites trägt die Erhebung des Lebensmittelabfalls dazu bei, dass wir mit weiteren Analysen, den Food Waste bei unseren Kunden um 30 Prozent reduzieren konnten.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Betriebsgastronomie von ERGO Gourmet aus und was konnten Sie dort bislang bewirken?
Breuninger: An dieser Stelle ist es wirklich interessant, in die konkreten Zahlen zu schauen, die wir schon für ERGO Gourmet optimieren konnten: Denn allein in der 6-monatigen Pilotphase konnten fast 7.000 Essen gerettet werden. Das entspricht einem Klima-Impact von 8.651 Kilogramm weniger CO2 und 380.650 Litern weniger Frischwasser-Verschwendung. Wir freuen uns über dieses Engagement für mehr Nachhaltigkeit und möchten uns an dieser Stelle für die sehr gute, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ERGO bedanken.
Welche Branchen können Sie mit Ihrem KI-Konzept denn unterstützen?
Belser: Wir wollen mit unserer Lösung in allen Bereichen der Lebensmittelwertschöpfungskette einen positiven Einfluss nehmen und die Unternehmen auf dem Weg der digitalen Transformation unterstützen. Überall dort, wo die Nachfrage ungewiss ist und Schwankungen manuell nicht optimal abgebildet und einbezogen werden können, bietet die KI Möglichkeiten, um Ressourcen zu sparen. Damit können wir nicht nur Kantinen und Mensen helfen, sondern auch Bäckereien, Snackbars und der Systemgastronomie.
Welche Entwicklungen stehen in Zukunft an?
Breuninger: Wir arbeiten gerade am Intraday-Forecast, also an einer Vorhersage für den aktuellen Tag. Dabei wird über den Tag errechnet, wie viele Waren benötigt werden und ob eine Nachproduktion vor Ort nötig ist. Diese Auswertung kann mit einer einfachen “To-Do” App gesteuert werden, so dass auch hier wieder Arbeitsprozesse vereinfacht werden und entsprechend der kalkulierten Nachfrage produziert wird, was den Lebensmitteleinsatz optimiert.
Interview: Benjamin Esche