Digitalisierung & Technologie, 08. Januar 2025
Generative KI ist 2024 zum unverzichtbaren Player geworden. Nun wird es zunehmend wichtig, die Spielregeln für dieses mächtige Werkzeug festzulegen. Unser //next-Kolumnist Markus Sekulla hat wieder Digitalexpertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen nach ihren Wünschen für das neue Jahr gefragt. Bei allen digitalen und technischen Möglichkeiten, die sich bieten: Die Menschen im Blick zu behalten, ist vielen der Befragten eine Herzensangelegenheit.
Luca Caracciolo - Editorial Director @ MIT Technology Review & t3n
https://www.linkedin.com/in/luca-caracciolo-b60110ab/
Was ich mir für das digitale 2025 wünsche, geht weit über dieses Jahr hinaus. In den nächsten Jahren legen wir stärker als vielleicht bisher die Weichen für die digitale Zukunft. Eine Zukunft, die im Kern künstliche Intelligenz in unterschiedlichsten Ausprägungen haben wird. Wir sollten jetzt damit beginnen, diese Zukunft aktiv mitzugestalten – und nicht nur Zuschauer sein.
Das können wir tun, indem wir das KI-Ökosystem in Deutschland und Europa fördern – gerade in dieser schwachen Wirtschaftslage muss der Staat mit Investitionen vorangehen. Und außerdem ist es wichtig, den AI Act mit Bedacht in nationales Recht zu gießen: möglichst wenig Bürokratie und klare und einfache Regeln, insbesondere für Start-ups.
Georgina Neitzel - Head of ERGO Innovation Lab
https://www.linkedin.com/in/georginaneitzel/
Mit Blick auf das Jahr 2025 freue ich mich auf die technologischen Fortschritte, die vor uns liegen. Im ERGO Innovation Lab erleben wir aus erster Hand, wie Technologien wie multimodale generative KI (GenAI) neue Möglichkeiten schaffen, Kunden zu bedienen und unsere Teams dabei unterstützen, schneller denn je Lösungen zu entwickeln – sei es durch GenAI-Design-Sprints oder KI-generierte Videos.
Doch mit großem Potenzial kommt auch große Verantwortung. Mein Wunsch für 2025 ist, dass wir die sich schnell verändernde digitale Welt weiterhin mit Zuversicht und Neugier navigieren und neue Technologien innerhalb von ERGO zugänglich und wertvoll machen, während wir Chancen und verantwortungsbewusste Nutzung sorgfältig ausbalancieren.
Ich wünsche mir, dass unsere Zusammenarbeit weiter wächst – innerhalb unserer Geschäftseinheiten, mit Technologiepartnern und in unserem breiteren Innovationsökosystem. Diese Partnerschaften haben Türen zu spannenden Bereichen wie der Optimierung von großen Sprachmodellen (LLMO) geöffnet und ermöglichen es Teams, mit GenAI-Frameworks komplexe Analysen durchzuführen und die operative Effizienz zu steigern, beispielsweise im Marketing oder in der Produktentwicklung.
Für 2025 hoffe ich, dass wir weiterhin neue Technologien nutzen, um zentrale Herausforderungen anzugehen, sie durchdacht anwenden und dabei stets die Menschen im Blick behalten, denen sie dienen sollen.
Sven Stuehmeier - Head of Data & Media bei Vodafone
https://www.linkedin.com/in/sven-stuehmeier/
Für das digitale Jahr 2025 wünsche ich mir mehr Bereitschaft zu Kollaboration, gerade von den Big Tech Playern. Es genügt meiner Ansicht nach nicht, immer weiter „Walled Gardens“ zu bauen bzw. zu stärken. Die wahren Möglichkeiten von digitalem Denken und Handeln werden wir erst ermöglichen, wenn wir verstehen, dass es um die Kollaboration von Daten und Technologien geht.
Des weiteren wünsche ich mir mehr Realismus und Realitätsnähe bei den Anwendungsmöglichkeiten von digitalen Technologien. Der Hype-Train KI ist im Eiltempo unterwegs, mögliche Einschränkungen (bspw.: Verwendung/Urheberrecht) bedenken wir noch nicht ausreichend bzw. haben noch keine Lösung.
Stefanie Söhnchen - Vice President Strategy / Lead Digital bei PIABO Communications
https://www.linkedin.com/in/stefanie-soehnchen/
Ich wünsche mir, dass das digitale Jahr 2025 endlich das Jahr wird, in dem Kommunikation, Social Media, SEO und Sales verzahnt werden und integriert zum Einsatz kommen.
Wenn Unternehmen endlich in für sie und ihre Zielgruppen relevanten Kanal- und Kommunikations-Disziplin-Ökosystemen denken und diese durch KI und Automatisierung clever ineinandergreifen lassen, kann eine nie dagewesene User Experience und ein Bottom-Line-Impact entstehen.
Hierfür wünsche ich mir die Erkenntnis, wie stark Daten eine Entscheidungsgrundlage bilden können, sowie eine ungebremste Lust auf Ausprobieren und Herausfinden.
Mark Klein – Chief Digital Officer bei der ERGO Group AG
https://www.linkedin.com/in/mark-klein-cdo/
2025 soll bekanntlich das Jahr sein, in dem wir als ERGO digital führend in unserer Branche in Deutschland und unseren Kernmärkten werden. Ein ehrgeiziges Ziel, für das wir uns in den kommenden Monaten auf der Zielgeraden befinden. Ich möchte an dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen „Danke“ sagen für ihre Anstrengungen und die erreichten Meilensteine auf diesem jahrelangen Weg – verbunden mit dem Appell, nun im Endspurt bis Jahresende noch einmal alles zu geben!
Was unsere thematischen Schwerpunkte im Digitaljahres 2025 betrifft, sehe ich weiterhin AI – vor allem GenAI – als Innovationstreiber und Impulsgeber. Zugleich werden wir auch in diesem Jahr beherzt die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um Kundenzentrierung und Markenstärkebindung von ERGO weiter auszubauen.
Uns ist jedoch bewusst: Bahnbrechende Technologie aufzusetzen ist nur die halbe Miete – mindestens ebenso wichtig ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin zu schulen und für ihren Einsatz zu motivieren. Denn wir bei ERGO wissen: Eine passende digitale Kultur ist das Rückgrat jeder digitalen Transformation. Beides muss zusammen gedacht und etabliert werden, da das eine ohne das andere nicht gelingen kann.
Mira Jago Tech Entrepreneurin / App Agenturinhaberin Cuckoo Coding GmbH
https://www.linkedin.com/in/mirajago/
Als Tech-Unternehmerin, die eine kleine App-Agentur leitet, habe ich in den letzten Jahren viele Gleichgesinnte getroffen: Gründerinnen und Gründer, die menschenzentrierte Technologien entwickeln, großen Wert auf Kunden und Kundinnen, Partner und Partnerinnen und Mitarbeitende legen und Geschäftssinn mit Sinnhaftigkeit und Ethik verbinden.
Doch auf den großen Bühnen der Tech-Welt sehen wir immer noch zu viele Egos, die mittelmäßige Arbeit leisten, die der Gesellschaft und dem Planeten schadet – und sich dabei als Visionäre und Visionärinnen feiern.
Im Jahr 2025 möchte ich mehr Tech-Produkte sehen, die wir wirklich brauchen – solche, die die Digitalisierung in der Verwaltung und im Gesundheitswesen vorantreiben.
Und ich hoffe, mehr weibliche Tech-Gründerinnen an der Spitze zu sehen, die Bescheidenheit und ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft und den Planeten in eine Tech-Welt bringen, die längst überfällig für Veränderungen ist.
Andre Paetzel - Creative Hive
https://www.linkedin.com/in/paetzel/
Mein Wunsch ist Zuversicht. Wir leben in einer Zeit, in der die digitale Transformation unser Leben tiefgreifend verändert.
Doch bei all den Möglichkeiten, die uns Technologie bietet, dürfen wir eines nicht vergessen: den Menschen.
Mein größter Wunsch für 2025 ist, dass wir die digitale Welt nicht nur für Innovationen nutzen, sondern auch für mehr Empathie. Lasst uns Technologien entwickeln, die helfen, Brücken zu bauen, anstatt Mauern zu errichten. Künstliche Intelligenz kann vieles – aber Menschlichkeit, Mitgefühl und Einfühlungsvermögen sind Werte, die nur wir selbst kultivieren können.
Optimismus als Treiber für Fortschritt
2025 sollte das Jahr sein, in dem wir uns nicht von Sorgen über die Risiken neuer Technologien lähmen lassen, sondern mutig nach vorne schauen.
Jede technologische Herausforderung birgt auch Chancen – für neue Lösungen, neue Ideen, neue Kooperationen. Ich wünsche mir eine Kultur, in der wir Fehler als Lernprozesse begreifen und Innovationen mit einem positiven Mindset begegnen.
Lasst uns die Kraft der Technologie nutzen, um echte Probleme zu lösen: Klimawandel, soziale Ungleichheit, Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung – die Liste ist lang, aber nicht unüberwindbar.
Kathrin Mybach – PR & Marketing Expert, LinkedIn Storytelling Enthusiast, New Work Ambassador
https://www.linkedin.com/in/kathrin-mybach/
Mein Wunsch für 2025: eine digitale Zukunft, die für alle funktioniert. Um dies zu erreichen, brauchen wir: eine starke digitale Infrastruktur, Bildung, die alle Generationen erreicht, und das Verständnis, dass digitale Fähigkeiten nicht nur für Unternehmen, sondern für jeden Einzelnen wichtig sind.
Indem wir uns auf digitale Bildung konzentrieren, können wir den Menschen helfen, die Kontrolle über ihre Karriere zu übernehmen – sei es durch die Erkundung neuer Möglichkeiten, flexibleres Arbeiten oder den Aufbau von Portfolio-Karrieren. Technologien wie KI und Remote-Arbeit bieten großartige Möglichkeiten, aber nur, wenn sie für alle zugänglich sind.
Wir brauchen einen Arbeitsplatz, an dem digitale Tools nicht nur die Effizienz verbessern, sondern auch Fairness und Chancengleichheit schaffen. Digitalisierung sollte kein Privileg sein – sie sollte die Grundlage für individuelles Wachstum und kollektiven Fortschritt bilden.
Christian Fahrenbach – Freelance Journalist und Lecturer, Deutscher in NYC
https://www.linkedin.com/in/cfahrenbach/
Ich wünsche mir: mehr Bögen, weniger Blöken.
In meiner Wahlheimat USA erlebe ich täglich, wohin der Medienwandel online führt. Donald Trump wird auch deshalb wieder Präsident, weil er verstanden hat, wie sich immer mehr Menschen im Digitalen und im Offline-Leben informieren: mit Stimmen, die ihnen genehm sind, TikTokern, die ihre Ängste befeuern, und Podcasts, die stundenlang vom Abstieg der Gesellschaft raunen.
In den Vereinigten Staaten haben 54 Prozent der Menschen ein Leseverständnis auf dem Niveau der sechsten Klasse oder darunter; in jedem zehnten County gibt es keine unabhängige Zeitung mehr.
In Deutschland ist die Lage zum Glück noch nicht so verfahren, auch dank vieler starker (Online-)Angebote etablierter und neutraler Medien. Aber die USA sind eine Mahnung.
Ich wünsche mir für uns alle, dass wir nicht über jedes Erregungs-Stöckchen springen, das uns die Rechten und Autoritären hinhalten, weil wir damit viel zu oft deren Geschäft betreiben. Stattdessen nehme ich mir mehr Zeit für Angebote vor, die große Bögen schlagen und Zusammenhänge aufzeigen, anstatt atemlos jeden neuen Tweet von Trump zu übersetzen. Eine Folge davon: Wir müssen wegkommen vom Zwang, dauernd jedes Breaking-News-Ereignis sofort zu verstehen und uns stattdessen erlauben, lieber zu einigen wenigen Herzensthemen in der Tiefe nach Verständnis zu streben.
Carmen Hillebrand - Freelance Social Media Consultant & Foodpodcaster
https://bsky.app/profile/carmenhi.bsky.social
Im vergangenen Jahr habe ich nach einem neuen digitalen „Zuhause“ gesucht. Der Zusammenbruch von Twitter als zuverlässige Plattform hat die Social-Media-Landschaft fragmentiert, und die Nutzer verteilen sich auf Alternativen wie Threads, Mastodon und Bluesky. Ich sehe, dass ein großer Teil meiner deutschen Social-Media-Blase zu Threads tendiert. Das ist verständlich, da Threads einfach über ihr Instagram-Konto eingerichtet werden kann. Wenn man von anderen erwähnt wird, erhält man sogar eine Benachrichtigung auf seinem Instagram-Konto, falls man noch kein Threads-Konto hat. Zugegeben, am Anfang fühlt es sich an wie Twitter.
Doch nach der Ankündigung, dass die Faktenprüfung ganz abgeschafft werden soll, wünschte ich mir, die Menschen würden die Nutzung der Meta-Plattform überdenken, zu denen WhatsApp, Facebook, Instagram und Threads gehört.
Aus europäischer Sicht unterstreicht diese Entwicklung die dringende Notwendigkeit von Alternativen. Die Europäische Union hat Schritte unternommen, um die Macht der amerikanischen Social-Media-Giganten einzuschränken. Durch Vorschriften wie den Digital Services Act (DSA) und den Digital Markets Act (DMA) hat die EU Stellung bezogen und diese Unternehmen für die Inhalte auf ihren Plattformen und deren Betrieb zur Verantwortung gezogen. Wenn wir diese einflussreichen Plattformen verlassen, stellt sich die Frage, wohin wir gehen sollen. Im Moment sind die Alternativen entweder Bluesky oder Mastodon.
Aus EU-Sicht ist Mastodon die vernünftigere Wahl. Es handelt sich um eine deutsche Non-Profit-Organisation. Daher unterscheidet sich ihr Geschäftsmodell grundlegend von dem von X und Instagram usw., deren Geschäftsmodell auf Werbung und dem Verkauf von Nutzerdaten basiert. Es wäre jedoch sinnvoll, sich die etwas komplexe Natur von Mastodon mit seinen Instanzen anzusehen. Ich gehe nicht davon aus, dass viele Nicht-Tech-Liebhaber die Idee aufgreifen, eine Instanz zu wählen, deren Name nicht Mastodon ist, wie bei meiner, nrw.social. Außerdem ist sie anfangs nicht einfach zu bedienen. Man muss verstehen, wo man welche Inhalte findet.
Ich tendiere aufgrund seiner internationalen Reichweite zu Bluesky. Es vermittelt ein ähnliches Gefühl wie Twitter. Derzeit ist das Unternehmen unabhängig von großen Technologieunternehmen und gehört einigen Mitarbeitern. Ich sehe die Inhalte der Personen, denen ich folge, bisher keine Hassreden (zumindest noch nicht) und keine Werbung. Also, Lust, mich bei Bluesky zu begleiten? Ich bin carmenhi https://bsky.app/profile/carmenhi.bsky.social
P.S. Übrigens ist Signal eine gute Alternative zu WhatsApp, nur so als Hinweis.
Ihre Meinung
Wenn Sie uns Ihre Meinung zu diesem Beitrag mitteilen möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an: next@ergo.de
Weitere Magazin-Beiträge