Neue Technologien könnten die KI retten
Und Effizienzpotenziale sind durchaus vorhanden. Zwei Entwicklungen in unterschiedlichen Bereichen geben Anlass zur Hoffnung, dass wir auch in Zukunft KI-Systeme nutzen können, ohne dafür neue Atomkraftwerke bauen zu müssen.
Entwicklung neuer Hardware
KI-Hardware verbraucht sehr viel Energie, da vereinfacht gesagt ein ständiger Austausch zwischen Verarbeitungs- und Speicherkomponenten stattfindet. Daten werden von einem Speicher zur Verarbeitung an die Recheneinheit übertragen und anschließend wieder zurückgeschickt.
Forscher der University of Minnesota Twin Cities machen diesen Austausch nun mit einer neuen Entwicklung überflüssig. Mit der Computational Random-Access Memory (CRAM) genannten Hardware verschmelzen die zuvor getrennten Komponenten zu einer einzigen. Oder anders ausgedrückt: Die Verarbeitung der Daten findet direkt im Speicher statt.
In wissenschaftlichen Tests erwies sich die CRAM-Technologie als 2.500 mal energieeffizienter und 1.700 mal schneller als ein herkömmliches System mit getrennten Komponenten.
So ist der Stand der Entwicklung: Die Forscher stehen bereits in Kontakt mit führenden Unternehmen der Halbleiterindustrie, um die CRAM-Technologie im großen Maßstab zu entwickeln und marktfähig zu machen. Der Entwicklungsstand ist bereits weit fortgeschritten, denn die Technologie ist das Ergebnis von mehr als 20 Jahren Forschung und interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Entwicklung neuer Software
In Sprachmodellen und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz verwenden die Algorithmen sehr rechenintensive Gleitkommaoperationen. Diese kennt man bisher auch als Maß für die Leistungsfähigkeit von Supercomputern, die in FLOPS (Floating Point Operations Per Second) angegeben wird. Die Forscher von BitEnergy AI verwenden dagegen in ihrem Algorithmus „Linear-complexity multiplication“ (L-Mul) einfachere ganzzahlige Additionen. Mit diesem mathematischen Verfahren wollen die Forscher in Experimenten eine Energieeinsparung von 95 Prozent erreicht haben.
So ist der Stand der Entwicklung: Die Forschungsarbeit zum L-Mul-Algorithmus wurde bisher nur als Preprint veröffentlicht. Eine reguläre Publikation in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift, die eine fachliche Überprüfung der Ergebnisse voraussetzt, steht noch aus. Zudem wird für die Marktreife noch spezielle Hardware benötigt, die das Potenzial von L-Mul voll ausschöpfen kann.
Fazit: KI-Anbieter sollten in Effizienz investieren
Der globale Trend zu mehr Nachhaltigkeit wird sich im Zuge des Klimawandels fortsetzen. Daran wird auch der große Hype um künstliche Intelligenz nichts ändern. Im Gegenteil: Die besten KI-Systeme sind nutzlos, wenn das Klima kippt.
Schon heute ist Energie in vielen Ländern knapp, energieintensive Industrien stehen auf dem Prüfstand. Noch haben sie es selbst in der Hand, durch mehr Investitionen in Effizienz zukunftsfähig und gleichzeitig nachhaltig zu werden. So stellt sich die Frage:
Was ließe sich mit den Ressourcen, die für den Bau von Atomkraftwerken eingeplant sind, alles erreichen, wenn sie stattdessen in KI-Effizienztechnologien investiert würden?
Text: Falk Hedemann