Das ist ja spannend. Was ist das für ein Spiel?
„Abgemacht!“ ist ein Kartenlegespiel für Eltern, Lehrer:innen und Kinder, das dabei unterstützt, Vereinbarungen für einen freundlichen und sicheren Umgang im Internet zu schaffen. Durch das Aufdecken passender Kartenpaare erarbeiten die Spieler Vereinbarungen, die in einem Begleitheft näher erläutert werden. Zum Beispiel Vereinbarungen wie „Ich treffe mich nicht mit Leuten, die ich über das Internet kennengelernt habe“, „Ich achte darauf, was ich poste“ oder „Ich mobbe niemanden“. In den Erläuterungen wird erklärt, warum diese Vereinbarungen so wichtig sind. Diese sollen alle Beteiligten diskutieren und bestenfalls noch eigene Regeln für den richtigen Umgang im Internet oder mit dem Smartphone festlegen.
Was ist deine Meinung, tut der Staat aktuell genug, um Schulen, Lehrer:innen technisch wie auch fachlich in diesem Thema weiterzuentwickeln?
Der Bund stellt eine Menge Geld zur Verfügung, die für die Digitalisierung in Bildungseinrichtungen verwendet werden kann. Wir haben kein Problem, die Situation, in der wir uns gerade befinden zu analysieren und zu bewerten. Aber: Wir sind aus meiner Sicht umsetzungsschwach und zu bürokratisch. Zum Beispiel muss jede Schule ein Konzept entwickeln und den Bedarf an digitaler Ausstattung, wie PCs, Digitale Boards, VR-Brillen etc. beschreiben, das dann über den Schulträger an das Land geht, geprüft und hoffentlich dann freigegeben wird. Zusätzlich kann die Versorgung von Schulen mit schnellem Internet Jahre dauern, da auch hier zum Beispiel EU-Ausschreibungsverfahren eingehalten werden müssen.
Die aktuelle Situation des Distanzlernens zeigt den Notstand noch einmal sehr deutlich. Ich erlebe als Vater von schulpflichtigen Kindern, welche Anstrengungen viele Lehrerinnen und Lehrer unternehmen müssen, um online-fähig zu sein. Es fehlt an angemessener Ausstattung, Kenntnis über den richtigen Umgang mit den Medien und Anwendungen und Motivation, über das Internet die Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterrichten.
Was brauchen wir aus deiner Sicht?
Aus meiner Sicht benötigen wir eine unbürokratische Verteilung von Finanzmitteln, damit alle Schulen gleichermaßen mit digitalen Lernhilfen, Computern etc. ausgestattet werden. Sofortige Anbindung aller Schulen an ein schnelles Internet. Zentrale grundlegende Lehr-Konzepte für digitales Lernen um Zeit zu sparen, dass nicht alle Schule eigene Konzepte für einen angemessenen Unterricht entwickeln müssen, die dann angepasst und erweitert werden können.
Lehrerinnen und Lehrer müssen in dem Umgang mit den Anwendungen zum digitalen Lernen geschult werden UND – da sind wir wieder beim Thema Medienkompetenz – benötigen einen Überblick beispielsweise über die die Funktionsweisen sozialer Medien, Online-Spiele, Algorithmen etc. Hier sollte ein angemessener, freundlicher und sicherer Umgang auch in den Klassen geschult werden. Natürlich ist das eine wichtige Aufgabe der Eltern, die jedoch nicht immer wahrgenommen wird oder wahrgenommen werden kann. Leider erlebe ich sehr häufig, dass Eltern wie auch Lehrerinnen und Lehrer dieser Menge von Apps, Netzwerken, Spielen und den Gefahren, die damit verbunden sind ratlos gegenüberstehen. Es bedeutet Arbeit, viel Arbeit.
Zusätzlich fehlt leider in der aktuellen Zeit der Überblick, ob auch alle Kinder und Jugendliche mit mobilen Endgeräten ausgestattet sind. Glücklicherweise gibt es ein staatliches Sofortprogramm und auch viele Unternehmen und Eltern, die Laptops an Schulen spenden, damit alle Kinder ausgestattet werden können.
Es gibt noch so viele weitere Themen, die in diesem Zusammenhang behandelt werden müssen. Das sprengt wahrscheinlich diesen Rahmen...
Ihr habt letztes Jahr einen Preis gewonnen, was hat es damit auf sich?
Im September 2020 sind wir mit unserem ersten Business Award in der Kategorie „Social“ ausgezeichnet worden. Das war eine tolle Sache und motiviert uns natürlich, weiter an unserer Mission zu arbeiten. Der Preis war eine schöne Bestätigung unseres Handelns. Insgesamt haben wir schon über 10.000 Personen in Veranstaltungen erreicht und arbeiten inzwischen auch mit großen Unternehmen oder Fußballclubs der ersten Bundesliga zusammen.
Was ist als nächstes geplant?
Ganz viel! Wir sind inzwischen ein Team von aktuell sieben Personen mit unterschiedlichsten Kompetenzen. Somit können wir auch mehr in Schulen gehen und Workshops mit Kindern und Jugendlichen organisiseren. Wir konzipieren neue Formate für Kita-Eltern, Trainerinnen und Trainer, Lehrerinnen und Lehrer, Betreuerinnen und Betreuer und Jugendliche über 13 Jahren. Wir erweitern unser Medienangebot und werden Lehrvideos und wahrscheinlich auch Podcasts entwickeln.
Das „Abgemacht!“-Spiel wollen wir irgendwann auch digital – mindestens für Schulungszwecke – entwickeln. Wahrscheinlich führen wir in diesem Jahr, wie im letzten Jahr auch, eine große Spendenaktion durch, wo wir viele soziale Einrichtungen mit Spielen versorgen können. Das ist im letzten Jahr großartig angekommen. Und – ein weiteres Spiel ist auch schon in Planung.
Vielen Dank für dieses Gespräch!