Akzeptanzgrund 1: Man kann zuschauen, wie der Bot arbeitet
Jeder Bot hat nicht nur eine eigens im Personalbereich angelegte Personalnummer – denn nur angemeldete Mitarbeiter dürfen auf die sensiblen Kundendaten zugreifen. In manchen Teams haben die Roboter auch einen Namen. Sie heißen „Roberta“, „Probotti“, „Manuel Bü“ oder „T-Rex“. Damit ist einer der wichtigsten Akzeptanzgründe benannt: Ein Bot arbeitet wie ein Sachbearbeiter, ahmt dessen Tätigkeiten lediglich nach. Man kann ihm buchstäblich zuschauen, wie er seine Arbeit ausführt.
Stellen Sie sich vor, Sie schauen auf den Computerbildschirm, und vor ihnen läuft ein Film im Fast-forward Modus ab: Eine Excel-Tabelle wird geöffnet, es werden Daten kopiert, Tabelle wieder geschlossen, eine weitere Tabelle wird geöffnet, dann ein Word-Dokument, Daten werden von links nach rechts kopiert. 30 Prozessschritte, die in rasendem Tempo vor ihren Augen ablaufen. Am Ende sehen Sie den Brief an den Kunden, wie er in den Postausgang geschoben wird.
Danach schmerzen Ihnen vielleicht die Augen, aber Sie konnten zusehen, wie das Digitale arbeitet. Bei einer klassischen KI ist das anders. Sie sehen (und verstehen) nicht, wie die Bilderkennung Fotos, auf denen beispielsweise Eisenbahnzüge zu sehen sind, aus Millionen von Fotos fischt. Sie wissen nicht, wie die KI erkennt, dass das auf dem Foto ein Zug und keine Mauer oder ein Schokoriegel in der Landschaft ist. Und, ehrlich gesagt, geht es den Data Scientists oft kaum anders.
Klarer Punktsieg also für die Roboter gegen das Machine Learning! Diese Art Nachvollziehbarkeit schafft Vertrauen. Man weiß, was die Automaten tun. Das Mystische, was das Digitale oft umweht, geht damit verloren.
Akzeptanzgrund 2: Lästige Tipparbeiten fallen weg
Was einem das Leben leichter macht, hat gute Karten. So ist das privat bei meiner Versicherungs-Scan-App für das Einreichen von Arztrechnungen, und so ist es in meinem Fall bei Google Maps. Auch bei den Bots wurde Kollegen schnell klar, dass die digitalen Helfer bei der täglichen Routinearbeit echte Hilfe leisten. Effekte wie „weniger Überstunden" waren direkt spürbar.
Die Roboter übernehmen lästige, monotone, wenig wertschöpfenden Tätigkeiten mit hohem Vorgangsvolumen. Tipparbeiten, die niemand gerne macht. Ein System aufmachen, kopieren, das andere System öffnen und so weiter. Bei großen Versicherungskonzernen, die im Lauf der Jahre mehrere Versicherer unter einem Dach fusioniert haben – jedes hat seine eigene technische Systemlandschaft mitgebracht – ist das keine Seltenheit. Deshalb ist der Bedarf an Bots groß, die die Systeme miteinander verknüpfen und das stupide Copy/ Paste übernehmen.
Für die Mitarbeiter bedeutet das gleichzeitig, sie können (und müssen) sich stärker auf die komplexeren Tätigkeiten im Kunden- und Schadenservice kümmern. Auch diese Erkenntnis erhöht die Akzeptanz, dass der Roboter die Mitarbeiter von repetitiven Abläufen entlastet, um deren Stärken wie Kreativität und Emotionalität im Sinne der Kundenorientierung einzubringen.
Diese Erkenntnis führte zu einem grundsätzlichen Umdenken in den Fachteams: Mit der Aussicht auf Abhilfe wuchs die Bereitschaft, auch weitere Abläufe kritisch zu hinterfragen und zu automatisieren.