Ethik ist aber doch mehr als ein rechtliches Regelwerk – ein subjektives Empfinden. Oder?
Auf jeden Fall. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass wir nicht nur erkennen, wann die Verwendung von KI-basierten Daten aus ethischen Gründen grenzwertig ist. Sondern auch, dass wir wissen, wann sind wir aus ethischen Gründen geradezu dazu verpflichtet, KI einzusetzen.
Hätten Sie dazu ein Beispiel?
In einer Episode haben wir im Interview festgestellt, dass der Bereich „Pflege“ ohne menschliches Miteinander nicht auskommen wird. Pflegebedürftige, die von Robotern betreut werden – das ist nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Irgendwann fehlt das Zwischenmenschliche, das Gespür für Stimmungen, die Wärme. Dem gegenüber stellt sich jedoch in der Medizin zum Beispiel die ethische Frage, ob wir nicht dazu verpflichtet sind, KI einzusetzen. Diagnostiken, die auf KI-Daten basieren, sind wesentlich zutreffender als jene Befunde, die von einem einzelnen Mediziner erstellt werden. Ein anderes Beispiel: Es steht die These im Raum, dass die Folgen der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal wesentlich milder ausgefallen wären, wenn Warnungen und Hilfseinsätze von Beginn an auf KI-basierten Abschätzungen erfolgt wären. Menschenleben hätten gerettet werden können. Müssen wir nun nicht alles daransetzen, jetzt eine entsprechende Software zu entwickeln, damit KI uns zumindest künftig in solchen Situationen unterstützt?
Wird es eine Fortsetzung des PhiPods geben?
Der Podcast wird von der Fachschaft auf jeden Fall fortgeführt. Dabei wird sich auch sicherlich die Gelegenheit ergeben, das eine oder andere Thema rund um die Aspekte KI und Ethik zu vertiefen.
Vielen Dank für dieses Gespräch!
Interview: Susanne Widrat