Drei Jahre ERGO Mobility Solutions


Karsten Crede über die Entwicklung als Versicherungspartner der Automobilindustrie

Magazin, 16.09.2020

Vor drei Jahren startete ERGO Mobility Solutions (EMS) als Versicherungspartner der Automobil- und Mobilitätsindustrie. Die Kooperation mit BMW ist der jüngste Erfolg. Im Interview spricht EMS-Vorstand Karsten Crede über die Entwicklungen in den vergangenen Jahren und welche Herausforderungen bewältigt wurden.

Karsten Crede, ERGO Mobility Solutions

Herr Crede, zu Beginn erst mal Gratulation zum abgeschlossenen Deal mit BMW. Das klingt nach einem Coup.

Karsten Crede: Das kann man wirklich sagen. Immerhin ist BMW der stärkste Premium-Hersteller der Welt. Der Deal ist darüber hinaus noch speziell, weil ERGO genau diese Kooperation vor einigen Jahren verloren hat. Jetzt haben wir sie mit vereinten Kräften zurückgeholt und sogar noch aufgebaut. Wir zeigen damit, dass wir einer der führenden Versicherungspartner der Automobil- und Mobilitätsindustrie sind.

Was genau beinhaltet die Partnerschaft mit BMW?

Crede: Es handelt sich um eine strategische Kooperation. Wir werden Partner von BMW für das Flatrate-Modell im Finanzierungs- und Leasinggeschäft. Darüber hinaus wollen wir aber auch gemeinsam innovative und digitale Versicherungs- und Mobilitätslösungen entwickeln. Deswegen haben wir uns auf eine Enwicklungspartnerschaft geeinigt, bei der Teams aus beiden Unternehmen systematisch an integrierten Autoleasing und Versicherungslösungen arbeiten.

Der Deal mit Great Wall war auch so ein Meilenstein in der Geschichte von EMS, oder?

Crede: Absolut. Immerhin sind wir die einzige europäische Versicherung, die eine so weitreichende strategische Partnerschaft mit einem chinesischen Automobilhersteller geschlossen hat. Es waren lange Verhandlungen mit Great Wall. Nach über einem Jahr haben wir das Joint Venture dann stabil gekriegt. Wir sind also drangeblieben und unsere Arbeit hat sich letztlich ausgezahlt. Mittlerweile sind wir operativ und haben bereits 13.000 Verträge vermittelt.

Eine Versicherung und Unternehmen aus der Automobilwirtschaft – Erklären Sie mal, wie man diese Player eigentlich zusammenbringt.

Crede: Das ist die große Herausforderung. Wenn wir uns die Akteure mal anschauen: Der Automobilmarkt ist sehr investitions- und innovationsfreudig und auch besonders emotional. Eine Versicherung ist vorsichtiger und sehr langfristig orientiert. Da treffen verschiedene Kulturen aufeinander. Trotzdem passen diese Welten zusammen, denn Autos müssen schließlich versichert werden. Die neuen Technologien sind dabei im Fokus: Konnektivität, autonomes Fahren oder Elektromobilität. Es gibt ein Bündel gemeinsamer Interessen.

Sie müssen Automobilmanager von Ihren Ideen überzeugen. Wie gehen Sie dabei konkret vor?

Crede: Das ist wie ein riesiges Puzzle, das wir Schritt für Schritt zusammensetzen müssen. Wir müssen Skepsis bei den Managern auflösen und ihnen zeigen, dass wir automobile Expertise im Unternehmen haben. Es gilt, Fantasie zu wecken und zu beweisen, dass unsere Ideen im Markt umsetzbar sind. Wenn wir sie überzeugt haben und die Projekte auch genauso umgesetzt werden, ist das eine große Bestätigung unserer Arbeit.

Beschreiben Sie für uns doch bitte mal den Start von ERGO Mobility Solutions vor drei Jahren. Wie hat es angefangen?

Crede: Zum Auftakt ging es erstmal um die Grundlagen. Eine starke Kernmannschaft musste her – mit Typen, die eine unternehmerische Grundmotivation und eine besondere Einstellung haben. Für uns als Team war irgendwann klar: Wir zeigen es jetzt dem Markt! Und zwar, weil wir moderner, digitaler und technologieaffiner sind, als unserer Konkurrenten. Wir sind Autoenthusiasten mit Herzblut! Mittlerweile haben wir viele Topleute dabei – von Product Ownern bis Delivery Managern. Und wir entwickeln uns stetig weiter.

Wie sind die ersten Projekte denn angelaufen?

Crede: Im ersten Jahr lief nicht alles glatt. Wir haben ein paar Rückschläge erlitten und konnten unterschiedliche Projekte nicht umsetzen. Doch wichtig ist es dann, Kurs zu halten. Im Folgejahr wurden dann entscheidende Weichenstellungen für unsere Infrastruktur vorgenommen. So haben wir beispielsweise eine SAP-IT-Plattform eingeführt und die Auswahl des Risikoträgers, die Ausrichtung der Produktpolitik, die Zusammenarbeit mit Munich Re und die Auslandsstrategie beschlossen.

Können Sie diese Auslandsstrategie noch etwas detaillierter erläutern?

Crede: Für uns war logisch, dass wir die wichtigen Märkte im Blick haben müssen. Deutschland ist da unser Ankermarkt. Aber auch China als wichtigster Automarkt der Welt und die USA sind bei uns im Fokus. China ist künftig auch extrem wichtig für Innovationen wie Elektromobilität und Datenmanagement. In den USA sind Themen wie „Autonomes Fahren“ und „Mobility as a service“ im Vordergrund. Wir wollen natürlich mit dabei sein und diese innovativen Lösungen nach Europa bringen.

Da geht es dann offenbar auch um Instinkte, sich an etwas Neues heranzutasten, Altbewährtes infrage zu stellen …

Crede: Man kann es vergleichen mit einem Boxer, der in der Halbdistanz boxt. Wenn man unvorsichtig angreift, läuft man Gefahr von der Kraft des Unternehmens ERGO erschlagen zu werden. Wir brauchen aber eine gewisse Nähe, um die Potentiale und Synergieeffekte so eines großen Konzerns nutzen zu können. Wir müssen uns also immer fragen: An welcher Stelle binden wir wen ein und vernetzen uns? Und wo sollten wir auch mal auf Distanz gehen? Diese Instinkte sind tatsächlich wichtig.

Im Jahr 2019 konnte EMS schließlich weitere wichtige Partnerschaften abschließen.

Crede: Genau. Dazu zählt die Kooperation mit dem Autohändler NRW-Garage, bei der wir das Geschäftsmodell Versicherung im Autohaus optimiert haben. Mit Volvo haben wir Innovationsprojekte gemacht. Dazu zählen „Care by Volvo“, das flexible Abo-Modell für Autos, oder die „Volvo Car Protection App“, eine „Insurance-on-Demand“-Lösung, mit der sich Auslandsreisen oder Mietwagen bequem per Handy versichern lassen. Mit diesen Projekten konnten wir uns nach und nach profilieren und haben der Autoindustrie gezeigt, dass wir „Auto verstehen“ und echtes Innovationspotential haben. Das war der eigentliche Durchbruch.

 

Interview: Benjamin Esche

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