Megatrend Voice


Oder warum die PC-Tastatur aussterben wird

Digitalisierung & Innovation, 21.06.2018

Jeder achte deutsche Haushalt hat einen intelligenten Sprachassistenten zu Hause. Das sind die wie Lautsprecher anmutenden Computer, die über die menschliche Stimme gesteuert werden. Jeder achte Haushalt, das ist nicht gerade viel. Und trotzdem spricht einiges dafür, dass die Sprachtechnologie die nächste Evolutionsstufe in der elektronischen Datenverarbeitung – oder besser in deren Anwendung – markiert. Irgendwann werden unsere Kinder im Museum auf Computer-Tastaturen und Bildschirme zeigen – und fragen: Was ist das?

„Es tut mir leid, das kann ich nicht beantworten. Aber ich lerne ständig hinzu …“

Heutzutage sind „Voice Only Assistenten“ in der Anwendung noch ganz schön dumm. Hey Google, wie viele Punkte Vorsprung hat Düsseldorf auf den Zweitplatzierten der Liga? Auf diese Frage gibt Google Home keine Antwort, die Frage ist zu komplex. Beziehungsweise, die Antwort zu unbefriedigend: „Es tut mir leid ... Aber ich lerne ständig dazu...“ Musik von Spotify abspielen, Fragen zum Wetter, zu Winnetou und via Speaker das Licht in der Küche ausschalten – das funktioniert dagegen ganz ordentlich.

Aber von einem ernst zu nehmenden Computerersatz ist das, was mir an Sprachassistenz heute geboten wird, noch entfernt. Und trotzdem bin ich davon überzeugt, dass wir uns mit der Voice-Technologie der nächsten Evolutionsstufe in Sachen elektronischer Datenverarbeitung annähern. Kern eines jeden Sprachassistenten ist Künstliche Intelligenz, „Machine Learning“-Algorithmen, die mit jeder Anwendung ein Stück besser werden. Insofern stimmt es sogar, wenn der Smart Speaker antwortet: „Aber ich lerne dazu…“

Evolution heißt: Wer sich am besten anpasst, überlebt

Ich will meinem Voice Assistenten nicht evolutionsbiologisch einordnen… Aber so viel verstehe ich von Biologie, dass Tiere nicht schreiben können, aber sehr wohl miteinander „sprechen“. Auch bei uns Menschen war zuerst das gesprochene Wort, Schrift war irgendwann nur ein Hilfskonstrukt, um miteinander zu kommunizieren. Weil Stimme und Sprache so natürlich sind, glaube ich, dass die Voice Technologie eine große Zukunft hat.

Warum einen Umweg gehen – erst aufschreiben, was ich vermitteln möchte – wenn es mit Stimme viel einfacher geht? In der Evolution hatte immer das Bestand, was sich den Umweltbedingungen am besten angepasst hat.

Zum Glück ist das hier keine Kolumne für Deutschlehrer. Für Rechtschreibung, Grammatik, für das Schriftbild überhaupt wird Voice Assistance Auswirkungen haben, vermeintlich keine positiven. Aber das ist ein anderes Thema…

2020 werden 30 Prozent der Webinteraktionen weltweit ohne Bildschirm ablaufen

Voice Assistenz ist nichts Neues. Schon seit Jahren bieten Smart Phones diesen Service. Ich erinnere mich noch an meine erste diktierte „Siri“ SMS, das Korrigieren hat doppelt so lange gedauert… Aber erst jetzt mit den Voice Assistenten wie Amazon Echo oder Google Home hat die Technologie an der Kundenfront den Durchbruch geschafft. Fast 40 Prozent der Deutschen planen, sich einen Smart Speaker von Amazon, Google oder Apple anzuschaffen.

In den USA verfügen schon heute 15 Prozent der Haushalte allein über Amazon Echo-Geräte. Eine Milliarde Menschen weltweit werden in diesem Jahr mit Sprachassistenten Kontakt haben. Und laut dem renommierten Gartner Institut werden schon 2020 30 Prozent aller Webinteraktionen ohne Bildschirm und Tastatur ablaufen.

ERGO mit eigenem Voice Lab: Versicherungen über den Speaker abschließen

Schon jetzt lassen sich in den USA über Alexa 30.000 „Voice Skills“ abrufen. Die Programmierdynamik ist mit 50 neuen Skills pro Tag (!!!) aktuell ähnlich hoch wie seinerzeit bei mobilen Applikationen. Bei ERGO haben wir im November 2017 in Berlin ein eigenes Voice Projekt „Scotty“ mit 20 internen sowie externen Mitarbeitern aus der Taufe gehoben – und inzwischen die erste Anwendung für unseren pure digital Versicherer nexible gebaut.

Was ist der Unterschied zwischen Teil- und Vollkasko, wo gilt die grüne Versicherungskarte? Die meist gestellten Fragen in der Kfz-Versicherung werden von Amazon Alexa und demnächst auch von Google Assist beantwortet. Aber das kann nur ein kleiner Anfang sein. Warum sollen Kunden über die Sprachassistenten nicht irgendwann auch den Kilometerstand in der Versicherungsakte aktualisieren, die Nummer für die elektronische Versicherungsbestätigung abrufen oder ganze Versicherungen kaufen können?

Ich freue mich auf das, was in den kommenden Jahren an der Voice-Front passieren wird. Das Entwicklungspotenzial ist riesig. Ich glaube daran, dass Sprache die Tastatureingabe immer mehr ersetzen wird. Sprechen liegt in der Natur des Menschen!

Über Kommentare, Fragen oder Anregungen freue ich mich sehr.
Ihr Mark Klein

Autor: Mark Klein

Mark Klein ist seit September 2016 Chief Digital Officer der ERGO Digital Ventures AG, der Digitalsparte der ERGO Group AG. Er war zuvor Vorsitzender der Geschäftsführung der T-Mobile Netherlands B.V. Kleins Hauptaufgabe ist die digitale Transformation des traditionellen Geschäfts von ERGO im Inland und Ausland; außerdem soll er neue digitale Geschäftsmodelle etablieren. Hier finden Sie Mark Klein bei LinkedIn.

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