Was macht eigentlich ein Innovation Scout?


Digitalisierung & Innovation, 14.11.2017

Christian Riepe weiß, wo gute Ideen stecken: in London. Hier arbeitet er seit Oktober 2016 für ERGO als Innovation Scout – und ist dabei stets im Austausch mit Start-ups und anderen Impulsgebern.

Foto: Janina Fleckhaus

Bei Innovationen denkt man eher an Erfindungen à la „Daniel Düsentrieb“. Worin bestehen Innovationen für einen Versicherungskonzern wie ERGO?

Christian Riepe: Innovationen sind in allen Segmenten der ERGO denkbar – von der Versicherungssparte bis hin zu Bereichen wie Human Resources oder IT. Am Anfang stehen häufig technische Entwicklungen: Durch sie entstehen neue Risiken, für die womöglich entsprechende Versicherungsprodukte entwickelt werden müssen.

Denken Sie nur an Themen wie selbstfahrende Autos oder Drohnen! Aber auch das veränderte Kundenverhalten erfordert ein Umdenken. Hier sind neue Services und Kommunikationskanäle gefragt.

Können Sie hierfür Beispiele nennen?

Aktuell entwickle ich gemeinsam mit elf Start-ups Ansätze, die für ERGO spannend werden können. Aerobotics beispielsweise, ein Start-up aus Südafrika, hat eine Datenanalytik-Plattform entwickelt, die Drohnen einsetzt. Bisher nutzen Landwirte diese Plattform, um ihre Felder oder Landflächen zu analysieren. Das Start-up zielt nun auf den Erstversicherungsmarkt ab – seine Mission: eine bessere Erfassung der Erntefelder, geringere Kosten für die landwirtschaftliche Versicherung und Unterstützung bei der Schadenbearbeitung. Ein weiteres aktuelles Beispiel: Zusammen mit dem Start-up TrackActive arbeite ich an einem Use Case zur Rehabilitation von Rücken- und Wirbelsäulenerkrankungen. Wir haben mehrere Fallbeispiele zur Früherkennung und zur Telemedizin und ein Programm fürs Diabetes-Management erstellt. Nun diskutieren wir über deren Machbarkeit und die Auswirkung auf unsere Kunden, über die Kommunikationsmöglichkeiten und über existierende oder neue Produkte.

Was sind grundsätzlich Ihre Aufgaben als Innovation Scout?

In meinem Job geht es vor allem darum, Netzwerke auf- und auszubauen. Sehr wichtig für mich sind Start-ups. Deren Ideen und Lösungen – gerade im digitalen Bereich – bieten oft einen guten Impuls für viele unserer Projekte. Außerdem tausche ich mich regelmäßig mit Beteiligungsgesellschaften, Beratungsunternehmen und anderen Versicherern aus, um auszuloten, in welchen Bereichen sich Innovationen lohnen könnten.

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten brauchen Sie für Ihren Job?

Kommunikative Fähigkeiten sind enorm wichtig, um mit den richtigen Ansprechpartnern ins Gespräch zu kommen, um Ideen zu fördern und Projekte anzustoßen. Kreativität und gleichzeitig strukturelles Denken sind ebenfalls gefragt: Ich muss wissen, wie sich das, was ich täglich höre und sehe, in ein Businessmodell umsetzen lässt. Was mir bei meiner Arbeit aber vor allem zugutekommt, sind meine Neugier und meine Leidenschaft für Innovationen.

In London hat ERGO keinen eigenen Standort. Was hat Sie dorthin geführt?

London ist aus Start-up-Sicht das schlagende Herz für Innovationen in Europa. Hier entstehen großartige Ideen! Wenn man als Unternehmen davon profitieren möchte, sollte man direkt vor Ort sein. Dass ERGO mich als Innovation Scout hierhin geschickt hat, ist für mich ein großes Glück – aber auch eine große Herausforderung. London ist neben Barcelona für mich die schönste europäische Stadt. Weil sie so lebendig ist und mich immer wieder überrascht. So habe ich vor Kurzem bei einer Shoppingtour in einer Seitenstraße eine Kunstausstellung von Bob Dylan entdeckt. Solche Zufallsbegegnungen habe ich hier ständig. Und um mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen: Das Wetter in London ist auch gar nicht so schlecht.

Persönlich

Christian Riepe arbeitet seit 1999 in der Versicherungsbranche. Von der Victoria Versicherung zog es ihn 2006 zu ERGO Direkt. Hier war er unter anderem als Key Account Manager für das Geschäft mit Firmenkunden (B2B) und in leitender Position im Bereich Inhouse Consulting tätig. Parallel dazu absolvierte der gelernte Versicherungskaufmann ein Masterstudium im Bereich Marketing. Seit 2016 lebt und arbeitet er als Innovation Scout für ERGO in London: für den 37-Jährigen genau der richtige Standort, um beruflich, aber auch kulturell und kulinarisch spannende neue Dinge zu entdecken.

Von Elena Winter

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