Größerer Kader, mehr Auswechslungen und eine neue Abseitstechnologie


Diese Regeln erwarten das DFB-Team bei der WM 2022

Magazine, 18.11.2022

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft muss sich bei der WM auf die ein oder andere Regeländerung einstellen. Besonders die neue Abseitstechnologie steht dabei im Fokus. Sie soll Abseits fast in Echtzeit erkennen. Gemeinsam mit dem Schiedsrichter-Experten Alex Feuerherdt von „Collinas Erben“ erklären wir die wichtigsten Neuerungen.

Fußball Rasen 

Am 20. November beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft. Die deutsche Nationalmannschaft greift am 23. November gegen Japan erstmals ins Turnier ein. Dabei sind die Regeln bei diesem Turnier für Bundestrainer Hansi Flick und seine Spieler weitestgehend bekannt. Ein paar Neuerungen gibt es allerdings auch.

Größere Kader helfen den Trainern

So darf der Kader des Nationalteams in diesem Jahr 26 Spieler umfassen. Bei den vorherigen WM-Turnieren waren es nur 23 Spieler. Neben der hohen Belastung der Profis und dem Zeitpunkt des Turniers mitten in der Saison ist auch das Risiko von Coronafällen im Team ein Grund dafür.

„Das ist sicher sinnvoll, denn Corona hat gezeigt, dass schnell mal ein paar Spieler gleichzeitig ausfallen können“, sagt Alex Feuerherdt, Schiedsrichter-Experte und Mitbegründer des Fußball-Podcasts „Collinas Erben“. Dann sei es gut für den Bundestrainer, noch mehr Akteure in der Hinterhand zu haben.

Fünf Wechsel auch bei der WM

Während der Spiele hilft Hansi Flick dann auch, dass erstmals bei einer WM fünf Auswechslungen je Team möglich sein werden. Aufgrund der Pandemie wurde diese Ausweitung in den anderen Wettbewerben schon umgesetzt. Das für die Regeln im Weltfußball zuständige International Football Association Board (IFAB) entschied in diesem Jahr, nun unbefristet auf fünf Wechsel in drei Spielunterbrechungen plus der Halbzeitpause zu setzen.

Das habe aber auch Folgen für die Statik des Spiels, sagt Experte Alex Feuerherdt: „Stärkere Teams profitieren davon, denn sie können vermehrt auch stärkere Spieler einwechseln.“ Doch am Ende sei die positive Rückmeldung aus Vereinen und Verbänden entscheidend dafür gewesen, dass die Auswechselregel so angepasst wurde. „Mittlerweile sind die fünf Wechsel für die Trainer schon elementar geworden, auch hinsichtlich Belastungssteuerung und Kaderplanung“, glaubt Feuerherdt.

Neue Abseitstechnologie wird eingeführt

Die größte Neuerung bei einer WM kommt auf die Nationalmannschaft aber mit der neuen Abseitstechnologie zu, der sogenannten „halbautomatischen Abseitserkennung“. Innerhalb von Sekunden soll dem Video-Assistenten (VAR) damit signalisiert werden, ob eine Abseitsposition vorgelegen hat oder nicht. Dabei helfen zwölf Kameras unter den Stadiondächern in jeder Arena.

„Das System erkennt einen Spieler im Abseits und sendet automatisch ein Signal an den Video-Assistenten“, erklärt Alex Feuerherdt das Prozedere hinter der neuen Technik. „Der VAR muss dann beurteilen, ob dieser Spieler ins Spiel eingegriffen oder einen Gegner beeinflusst hat. Das bleibt weiterhin die menschliche Aufgabe.“ Liegt eine derartige Abseitsstellung vor, dann wird der Schiedsrichter im Falle einer Torerzielung vom VAR benachrichtigt.

Viele Daten, exakte Messungen

Was bedeutet das konkret: Von Menschenhand angelegte, kalibrierte Abseitslinien auf dem Bildschirm, wie wir sie aus der Bundesliga kennen, wird es nicht geben. „Die zwölf Kameras erfassen 50-mal pro Sekunde den Ball und bis zu 29 Körperstellen jedes Spielers. So wird die genaue Position auf dem Spielfeld berechnet“, erklärt Experte Feuerherdt und ergänzt: „Außerdem ist im offiziellen Spielball für die WM ein spezieller Sensor eingebaut, der 500-mal pro Sekunde Ortungsdaten an den Video-Assistenten sendet.“ Dadurch lasse sich der Moment der Ballabgabe ganz exakt feststellen.

Steht die Schiedsrichterentscheidung fest, werden die Datenpunkte zu einer 3-D-Animation aufbereitet, die die für die Entscheidung maßgeblichen Körperpartien des Spielers zum Zeitpunkt der Ballabgabe veranschaulicht. Diese Animation wird den Zuschauern im Fernsehen und auf den Großleinwänden in den Stadien gezeigt, um möglichst alle transparent zu informieren.

Weniger Fehlentscheidungen und mehr Spielfluss

Weitere Vorteile: „Die Daten sollen fast in Echtzeit zur Verfügung stehen, den Spielfluss verbessern und die Fehlentscheidungen verringern“, so Alex Feuerherdt, der die halbautomatische Abseitstechnologie als durchaus sinnvolle Einrichtung einordnet. „Ähnlich wie bei der Torlinientechnologie wird das Spiel nicht lange aufgehalten und die Messung ist präzise.“ Es ist also ein System, das den Schiedsrichtern deutlich helfen kann.

(Text: Benjamin Esche)

 

Related articles

Magazine 30.11.2022

World Cup group opponents Costa Rica: It’s make-or-break time

There has not been a match between Germany and Costa Rica since the 2006 World Cup summer fairytale in Germany. On 1 December, Germany will finally again face “Los Ticos” from Central America in their final group match. And there is a lot at stake. Part three of the Ergo series on Germany’s World Cup group opponents.

Magazine 25.11.2022

World Cup group opponents Spain: Showdown against “La Roja”

The star of Germany's World Cup group opponents Spain shines brightly. The southern Europeans are among the favourites after a convincing start to their World Cup campaign.

Magazine 22.11.2022

World Cup group opponents Japan: Can Germany’s tournament get off to a flying start?

Germany has never played Japan at a World Cup. On paper, Hansi Flick's team are the favourites. But the team from the Far East is an unpredictable and very dangerous opponent. ERGO takes a look at Germany’s World Cup group opponents in a three-part series.