People of Color: Neues ERGO Netzwerk will Austausch vorantreiben


Magazin, 11.08.2021

Das neue ERGO Netzwerk People of Color setzt sich für die Interessen von Mitarbeitenden mit vielfältigen Wurzeln ein. Wie hat sich die Gruppe gegründet? Und was will es konkret bewirken? Das erklären die drei GründerInnen Dr. Maximiliane Lester-von Reith, Laxciya Varathanathan und Solyman Sahar im Interview.

People of color Launch

Sie haben zu dritt das neue ERGO-Netzwerk gegründet. Wir würden zu Beginn gerne mehr über Sie als Personen erfahren. Mögen Sie sich kurz vorstellen? Und warum ist Ihnen die Gründung so wichtig?

Maximiliane Lester-von Reith: Ich bin 30 Jahre alt und arbeite seit knapp drei Jahren bei ERGO im Aktuariat Leben Klassik. Ich bin als Tochter einer weißen und eines schwarzen Deutschen in Süddeutschland geboren. Mein Vater ist im Jugendalter aus der Demokratischen Republik Kongo nach Europa gekommen. Meine erste Erfahrung mit Ausgrenzung war, als mich die Kinder im Kindergarten als „anders“ betrachtet haben. Da kam häufig die Frage, wo ich denn eigentlich herkomme. Und die kam später auch immer wieder. Dass ich Deutsche bin und hier geboren wurde, war offenbar für manche keine zufriedenstellende Antwort. Diese Erfahrungen haben mich in meinem Leben geprägt und darüber möchte ich mich austauschen.

Laxciya Varathanathan: Ich bin 26 Jahre alt und in Hamburg geboren, habe hier an der Universität Hamburg studiert und bin nun seit knapp zwei Jahren bei ERGO im Bereich Aktuariat Leben Klassik tätig. Ich bin zwar hier geboren, habe aber meine Wurzeln in Sri Lanka. Daher stammt auch der – zumindest in Deutschland – außergewöhnliche Name, auf den ich des Öfteren angesprochen werde. Für mich persönlich ist das People of Color Netzwerk die richtige Plattform, um auf die Vielfältigkeit von Menschen und die damit verbundenen Vorteile aufmerksam zu machen und mich auch im Hinblick auf meine Wurzeln vertreten zu fühlen.

Solyman Sahar: Mich beschäftigt das Thema Diversity ebenfalls schon sehr lange. Ich bin vor 32 Jahren in Afghanistan geboren. Mit fünf Jahren bin ich mit meinen Eltern nach Russland gezogen, weil mein Vater dort studiert und gearbeitet hat. Seit ich 15 Jahre alt bin, lebe ich in Hamburg. Ich bin hier zur Schule gegangen und habe anschließend an der Universität Hamburg Wirtschaftsmathematik studiert. Seit zwei Jahren bin ich bei ERGO als Aktuar tätig. Ich bin häufig mit der Frage konfrontiert, ob ich mich als Afghane, Russe oder Deutscher fühle. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich Deutscher sagen, aber eigentlich fühle ich mich mit allen drei Nationalitäten verbunden. Darum möchte ich mich generell mit dem Thema Diversity beschäftigen und hier bei ERGO möchten wir mit dem People of Color Netzwerk unseren Beitrag zur Diversität leisten.

Wie fühlen Sie sich bei ERGO?

Sahar: Ich fühle mich wohl bei ERGO. Meine Aufgaben, das Arbeitsumfeld und vor allem meine KollegInnen sind super.

Varathanathan: Auch ich bin sehr zufrieden bei ERGO. Vor allem freue ich mich, dass die Mitarbeiternetzwerke bei ERGO so viel Anklang und Unterstützung finden.

Lester-von Reith: Da kann ich mich Laxciya und Solyman nur anschließen.

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff People of Color und warum haben Sie das Netzwerk gegründet?

Lester-von Reith: Der Begriff People of Color ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die auf verschiedene Weise Rassismus erfahren. Das kann zum Beispiel mit oberflächlichen Merkmalen wie der Hautfarbe, aber auch mit anderen tatsächlichen oder vermeintlichen Merkmalen wie zum Beispiel der Herkunft oder Religion zusammenhängen. Auf Basis dieser Merkmale werden die Menschen in Kategorien eingeteilt und den so konstruierten Menschengruppen werden häufig Eigenschaften zugesprochen, um sie als anders darzustellen und auszugrenzen. Und genau darum haben wir dieses Netzwerk gegründet. Wir wollen die Interessen der People of Color bei ERGO vertreten, uns gemeinsam unterstützen und austauschen.

Bianca Boudein, Diversity-Managerin bei ERGO:

„Ich finde es großartig, dass Kolleginnen und Kollegen aus eigener Motivation, um einen Beitrag zur Vielfalt bei ERGO zu leisten, das Netzwerk PoC@ergo gegründet haben. Es ist toll, dass neben Väter@ergo, women@ergo, pride@ergo und Inklusion@ergo durch ein weiteres Netzwerk die Bandbreite von Diversity sichtbar wird. Durch die Aktivität der Netzwerke wird deutlich, dass Diversity ein Thema ist, welches von jedem und jeder Einzelnen gelebt wird. Ich wünsche PoC@ergo viel Freude bei dem Netzwerkausbau und freue mich auf die Zusammenarbeit.“

Wie ist das Netzwerk konkret zustande gekommen?

Varathanathan: Wir haben bereits seit einer Weile den Wunsch, uns für Diversity bei ERGO einzusetzen. Das Interview von Bianca Boudein im ERGO Magazin hat uns dann inspiriert, selbst ein Mitarbeiternetzwerk zu gründen. Im Februar haben wir uns mit dem Wunsch an Bianca Boudein gewandt, die uns von Anfang an mit vollem Einsatz unterstützt hat. Wir freuen uns sehr, dass wir in der Diversity Week direkt die Möglichkeit hatten, das neue Netzwerk vorzustellen. Und noch mehr freuen wir uns über die positive Resonanz.

Mit Sandra Babylon, Mitglied der ITERGO-Geschäftsführung, und Dr. Nakeema Stefflbauer, Bereichsleiterin Digitale Kundenbetreuung bei ERGO, haben Sie im Unternehmen gleich zwei prominente Schirmherrinnen gewinnen können …

Lester-von Reith: Genau – und das ist natürlich ein starkes Signal. Beide setzen sich sehr für verschiedene Formen von Diversity ein und haben uns bei der Gründung intensiv unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar.

Sahar: Wir haben nicht nur eine, sondern zwei tolle Sponsorinnen, die uns bereits jetzt sehr unterstützt haben. Wir freuen uns auf weitere Projekte mit ihnen.

Was sind Ihre Ziele mit dem Netzwerk?

Lester-von Reith: Ein ganz wichtiger Aspekt ist der Austausch zwischen People of Color untereinander aber auch mit Kolleginnen und Kollegen, die das Thema interessiert, die aber nicht der Gruppe der People of Color angehören. Das Netzwerk soll natürlich sichtbar sein und uns bei ERGO repräsentieren. Wir wollen mit Vorurteilen aufräumen und mehr Gemeinsamkeit erreichen. Wenn es die Corona-Situation zulässt, wollen wir uns gemeinsam treffen und in Gesprächsrunden Themen diskutieren. Auch externe Vorträge oder Workshops sind denkbar. Gerne möchten wir auch mit den anderen ERGO Netzwerken zusammenarbeiten und Themen besprechen, die uns alle betreffen.

Wird das Netzwerk nur in Deutschland aktiv sein oder auch in anderen Ländern?

Sahar: Es wird erst mal deutschlandweit aktiv sein. Natürlich sind wir nicht abgeneigt, es auch konzernweit aufzustellen. Wir können sicherlich von Erfahrungen von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern oder anderen Unternehmen profitieren und uns mit ihnen austauschen. Wir möchten uns aber erst mal hier in Deutschland vergrößern.

Inwiefern haben Sie selbst Diskriminierung erfahren müssen und wie sind Sie damit umgegangen?

Varathanathan: Wir alle haben in unserem Leben verschiedene, sehr prägende Diskriminierungserfahrungen gemacht. Teilweise empfinden wir diese als nicht so schlimm, wie beispielsweise die Frage nach der Herkunft. Oft fragen die Menschen ja einfach aus Neugier. Aber natürlich gibt es auch einschneidendere Erlebnisse. Damit solche Sachen nicht mehr passieren, finden wir es so wichtig auf das Thema aufmerksam zu machen und die Menschen diesbezüglich zu sensibilisieren. Gerade um derartige persönliche Erfahrungen auszutauschen, wollen wir mit diesem Netzwerk eine sichere Plattform bieten.

Das Interview führte Benjamin Esche.

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