Dein Weg Abdulsattar Shbeeb: Als Geflüchteter Geflüchteten helfen, ein neues Leben zu führen

Ich heiße Abdulsattar Shbeeb, wurde in Syrien geboren und lebe seit Juli 2015 in Berlin.

Vor dem Krieg habe ich 4 Semester Wirtschaft an der Universität Damaskus studiert, konnte das Studium aber aufgrund des Bürgerkriegs in meinem Land nicht fortsetzen.

2013 bin ich in die Türkei geflüchtet. Dort angekommen, musste ich dringend Arbeit finden. Das war allerdings deutlich schwieriger als erwartet – in der Türkei nutzen viele die Not der syrischen Geflüchteten aus.

Zunächst habe ich 6 Monate in einem Bekleidungswerk als Schneider und danach als Rezeptionist in einem Hotel gearbeitet. Im September 2014 bin ich nach Malaysia  weitergereist, wo ich mich bis Juni 2015 als Küchenhelfer durchschlug. Im Juli 2015 kam ich nach Berlin, wo ich mich dank meiner schnellen Lernfähigkeit bestens integrierte. In den ersten Monaten habe ich meinen Integrationskurs absolviert und gleichzeitig als Sprachmittler in einer Notunterkunft für Flüchtlinge gearbeitet. Im Anschluss bekam ich ein Praktikum als Bankkaufmann bei der Berliner Sparkasse.

Seit Februar 2017 arbeite ich als Community und Refugee Relationship Manager bei dem Berliner Non-Profit Start-up Workeer. Workeer.de ist die größte Online-Jobbörse für Geflüchtete in Deutschland. Arbeitssuchende Geflüchtete und interessierte Arbeitgeber können dort sehr einfach miteinander in Kontakt kommen.

Ich informiere Geflüchtete über die Plattform, stelle die Plattform in sozialen Netzwerken vor und unterstütze sie bei Fragen, z.B. wie sie am besten ihr Profil ausfüllen oder Arbeitgeber anschreiben.

So konnte ich mittlerweile hunderten Geflüchteten in ganzen Deutschland dabei helfen einen Arbeitsplatz, eine Ausbildung oder ein Praktikum in verschiedensten Branchen zu finden. Ich weiß aus meinen persönlichen Erfahrungen, wie wichtig ein Job ist, um seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Deshalb ist mir diese Arbeit besonders wichtig, weil ich so Menschen in meiner Situation helfen kann. Leider fehlt uns ab Dezember 2017 die Finanzierung, weshalb ich beim #DeinWeg-Wettbewerb teilnehmen möchte. So könnte ich meine Arbeit für Workeer weitermachen.

Seit Juli 2017 engagiere ich mich außerdem ehrenamtlich bei zwei Berliner Integrationsprojekten, der Refugee Academy, die Bildungsprojekte für Geflüchtete entwickelt, und der Ulme 35, einem Begegnungszentrum für Geflüchtete und Altberliner.

Bei beiden Projekten helfe ich, die Bedürfnisse der Geflüchteten schon in die Planung von Konzepten miteinzubeziehen. Als oft einziger syrischer Teilnehmer an verschiedenen Konferenzen, die von Stiftungen oder staatlichen Stellen organisiert werden, gelingt es mir auch, die Community der syrischen Neuberliner zu repräsentieren. Ich stelle mich deshalb auch ganz bewusst als Ansprechpartner für viele deutsche Organisationen zur Verfügung, um deren Arbeit nachhaltig zu verbessern.

Durch meine bewusste, aktive Partizipation bei all diesen Projekten versuche ich auch immer, meinen syrischen Mitbüger*innen als Vorbild und Türöffner zu dienen. In den nächsten Monaten planen wir spezielle Programme, die auch diejenigen Geflüchteten erreicht, denen es deutlich schwerer als mir fällt, Wege in die deutsche Gesellschaft zu finden.

Nur wenn wir uns alle aufeinander zu bewegen, wir als Geflüchteten hier in Deutschland und die uns umgebende Gesellschaft, können wir Deutschland gemeinsam neu, interkulturell und weltoffen gestalten.

Wir schaffen das – gemeinsam!

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