Dein Weg Gülsah Koch: Ein fairer Fußabdruck in Afrika

Touristen besteigen atemberaubende Gipfel, während einheimische Expeditionshelfer Knochenjobs machen. Mit meinem Projekt FAIRTREK setze ich mich für einen fairen und nachhaltigen Wandel beim Bergsteigen am Kilimanjaro ein!

Bergsteigen! Gipfel erklimmen! Abenteuer erleben - je weiter weg und je höher, desto besser! Genau das reizte mich. Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet, internationale Betriebswirtin, arbeite seit 7 Jahren im Vertrieb in der IT-Branche. Mein Mann und ich machten im Frühjahr 2017 eine gemeinsame Auszeit. Drei Monate wollten wir durch Afrika reisen. Im Februar 2017 bestiegen wir den Kibo, der mit 5895 Metern der höchste Gipfel Afrikas ist. Aber dann wurde mir eine Sache schmerzlich bewusst: die Menschen, die den Aufstieg möglich machen (Porters, Guides), haben einen Knochenjob. Während ich die „time of my life“ genieße, gehen sie mit jeder Tour ein Risiko ein. Tragen 30 kg auf dem Rücken, laufen 3-mal pro Monat den Berg hoch, sind nicht krankenversichert. Und trotzdem können sie mit dieser harten Arbeit sich und ihren Familien kein gutes Leben ermöglichen. Ich dachte mir: Das muss doch anders gehen, das muss doch BESSER gehen…!

Nach unserer Afrika Reise blieben die Eindrücke. Und der Kontakt zu Abraham, der unsere Expedition organisiert hatte. Tansania ist wunderschön. Die Menschen sehr herzlich. Der Kilimanjaro bezaubernd. Aber ich fragte mich: „warum“? Jährlich besteigen etwa 45.000 Menschen den Berg. Wo bleiben denn die Profite aus dem Tourismus?

Parallel entwickelte sich eine weitere Handlung. Im Juli 2017 nahm Abraham Kontakt zu mir auf. Er hatte Zelte gekauft. Hatte den Traum, sein eigener Chef als Reiseunternehmer zu sein. Stellte mir die Frage, ob ich sein „Sales Agent“ in Deutschland sein wolle.

Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können.

Denn nach meiner Afrika-Reise fühlte ich: es ist Zeit. Zeit, mich zu verändern. Zeit, meine Erfahrungen auch für etwas einzusetzen, das der Gesellschaft etwas zurückgibt. Ich schätze meine Arbeit im IT-Bereich sehr, und suchte gleichzeitig kreativen und werthaltigen Ansporn. Ich reduzierte meine Arbeitszeit auf 80%. Ich wollte mehr Zeit, in mich rein zu hören und Dinge auszuprobieren.

Der Vorschlag aus Tansania klang verrückt. Aber warum nicht?

Ich entschied, mich zu trauen! Abraham und ich fanden über eine gemeinsame Philosophie zusammen. Wir waren uns einig: wir wollten nicht wie alle anderen Anbieter sein, sondern uns durch Fairness gegenüber einheimischen Expeditionshelfern, und nachhaltigen Umgang mit der Natur und Tierwelt abheben. Ideen reifen, vieles wurde konkreter. Wir definierten Maßnahmen, wie wir unsere Ziele erreichen wollten. Wir wollten unserem Namen „FAIRTREK“ gerecht werden. Details zu unserer Philosophie gibt es auf der Website www.fairtrek-jicho.de.

Wir sind beide Jungunternehmer. Wir ermutigten uns gegenseitig. Wir standen permanent in Kontakt, über Skype, WhatsApp und E-Mail. Es begann eine Phase, die ich mit „Learning by Doing“ beschreiben würde. Behördengänge, Orientierung zu Recht und Steuern, Erstellung der Website, Kalkulation unserer Angebote.

Wir gründeten unsere Startups, zwei rechtlich voneinander unabhängige Unternehmen. FAIRTREK Jicho Germany als Berater und Reisevermittler. FAIRTREK Jicho Tanzania als Reiseveranstalter. Somit sind auch der Hauptprofit und die Verantwortung in Tansania selbst – und nicht in der Hand eines westlichen Reiseveranstalters.

Nun ging es darum, unsere Bekanntheit zu steigern. Pressearbeit, Nutzen von Google und sozialen Medien, ich nahm mit, was ich konnte. Als ich mich entschied, Aussteller auf der CMT Reisemesse 2018 in Stuttgart zu werden, wurde mir klar: jetzt geht es richtig los. „Das ist verrückt – tu ich das wirklich?“ ... Ja, ich tat es!

Meine Rolle in dem ganzen würde ich als „Hilfe zur Selbsthilfe“ bezeichnen. Ich möchte FAIRTREK neben meinem Beruf in der IT als „Herzensprojekt“ verfolgen. Die größte anfängliche Aufbau-Arbeit ist erledigt. Ich werde das Vertrauen dem deutschen Kunden gegenüber schaffen, und eine Reise vermitteln. Ich möchte Abraham unterstützen, ein erfolgreicher Unternehmer zu werden. Ich bin überzeugt, dass viele potentielle Bergsteiger unsere Philosophie unterstützen. Sollten wir den Durchbruch am Markt schaffen, erreichen wir somit einen Schritt für eine bessere Zukunft in Tansania.

Mit diesem Weg habe ich mein Leben verändert. Ich glaube, dass mein Beitrag etwas bringt, die Welt besser zu machen. Kein Mensch schafft es allein – aber es braucht Mutige, die den Anfang machen!

Deshalb ermutige ich alle Menschen, sich zu trauen! Tut die Dinge, die euer Herz euch sagt! Glaubt an euer Können und geht mögliche Risiken ein. Wenn jeder das tut, woran er glaubt, wird er selbst glücklicher und die Welt ein bisschen besser.

HAKUNA MATATA (Swahilisches Sprichwort: „es gibt keine Schwierigkeiten“)

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