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DFB-Pokal: Schlägt wieder die Stunde der Außenseiter?


Sport & Sponsoring, 23.10.2018

Wenn in der 2. Runde des DFB-Pokals wieder Halbamateure auf die Stars der Bundesliga treffen, liegt so manche Überraschung in der Luft. Warum ärgern die Kleinen immer wieder die Großen? ERGO fragte den Sportpsychologen Prof. Dr. Michael Gutmann.

Prof. Dr. Michael Gutmann
Sportpsychologe Professor Dr. Gutmann: „Man kommt einen Meter zu spät, ist zu weit vom Gegner weg und weiß gar nicht genau, warum. Macht sich dann beim Favoriten langsam die Verunsicherung breit, dann verliert er die Ordnung und auch die Kontrolle. Es schlägt die Stunde des Außenseiters.“

Professor Gutmann, der Favorit trifft auf den krassen Außenseiter: Wer hat aus psychologischer Sicht einen Vorteil?

Der Vorteil liegt zunächst beim Favoriten. Der fährt schließlich aus einer Position der Stärke in die DFB-Pokal-Provinz. Die Chance des Außenseiters besteht darin, den hochgewetteten Gegner durch hohe Einsatz- und Laufbereitschaft zu beeindrucken und – wenn es für ihn gut läuft – erheblich zu verunsichern.

Erfolgreiche Außenseiter zeichnet oft ein solides Selbstvertrauen aus? Wie entsteht Selbstsicherheit oder der Glaube an sich selbst überhaupt?

Eine wichtige Rolle spielt dabei das Vertrauen. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, aber auch in das Team. Nur dann kann ich über mich hinauszuwachsen. Dieses Vertrauen setzt Wertschätzung voraus. Zum Beispiel Anerkennung für Laufbereitschaft, Zweikampfstärke oder Spielkreativität. Die grundsätzliche Wertschätzung muss bleiben, auch wenn ´mal etwas auf dem Platz schiefgeht. Trainer und auch Führungsspieler sind in diesem Kontext sehr wichtig. Auch dabei, jeden einzelnen Spieler einzubinden und für seine Rolle im Team zu begeistern. Wo Vertrauen ist, kann auch Harmonie entstehen. Oft bilden sich dann außerdem gemeinsame Ziele und Werte besser und stärker heraus. All dies gehört sicher - neben vielen anderen Faktoren - mit dazu, wenn Regionalligisten gegen Bundesligisten siegen. Das sind Dinge, die zur Ausstrahlung der DFB-Elf 2014 beim Gewinn des WM-Titels gehörten. Die aber beim Scheitern in Russland möglicherweise unterrepräsentiert waren.

Kann die Psyche auch außergewöhnliche körperliche Kräfte freisetzen? Also: Wie hängt die mentale Ebene mit der körperlichen zusammen?

Die Steuerung unserer Handlungen ist eng mit dem Hormonsystem verknüpft. Das Hormonsystem ist wiederum für unsere Emotionen verantwortlich. Dabei können Gedanken Hormone steuern – zum Beispiel, wenn Zweifel den ganzen Körper lähmen. Und Hormone können andererseits unsere Gedanken beeinflussen – etwa, wenn Adrenalin uns beflügelt. Dieses Zusammenspiel kann uns unglaublich nach unten ziehen oder aber ungeahnte Kräfte freisetzen. Beides können wir im Sport immer wieder beobachten. Wir können es allerdings nicht exakt vorhersagen. Aber genau das macht den Sport ja so spannend.

Worin sehen Sie die größte Gefahr für den Favoriten, das Spiel gegen den Underdog zu verlieren?

Wenn der Gegner unterschätzt wird. Wenn also die Herausforderung gegen ein Drittliga-Team als relativ gering erscheint. Das führt oft zu Nachlässigkeiten. Es fehlt dann die Motivation für den letzten Biss. Das Spiel ist nicht schnell genug. Man kommt häufig einen Meter zu spät, ist zu weit vom Gegner weg und weiß gar nicht genau warum. Macht sich dann beim Favoriten langsam die Verunsicherung breit, dann verliert er schon ´mal die Ordnung. Die deutsche Niederlage gegen Südkorea war dafür fast ein klassischer Fall. Steigende Selbstzweifel hier, wachsende Selbstsicherheit dort. Dann schlägt die Stunde des Außenseiters.

Was können Trainer der Favoriten tun, damit genau das nicht passiert?

Eine klare Aufgabenorientierung für alle Spieler vorgeben. Wer auf dem Platz mit klaren Aufgaben beschäftigt ist, bleibt fokussiert, kommt erst gar nicht ins Zweifeln. Wenn sich die Spieler dann auch noch gegenseitig optimal bei ihren Aufgaben unterstützen, bleiben Einstellung und Selbstvertrauen erhalten. Dann hat es der hochmotivierte Regionalligist gegen das spielerisch deutlich überlegene Erstligateam besonders schwer. Fokussierung auf die Aufgaben: Das gilt natürlich auch für den Außenseiter.

Können Sie das näher erläutern?

Einfach nur großes Selbstvertrauen reicht beim Underdog nicht aus. Das Selbstvertrauen muss in höchste Wachsamkeit und maximales Engagement kanalisiert werden. Auch hier sind klare Handlungsanweisungen seitens des Trainers, konzentrierte Aufgabenorientierung und -ausführung seitens der Spieler sehr wichtig. Während des Spiels dürfen die Gedanken, beispielsweise nach einem glücklichen Führungstor des Außenseiters, nicht schon am erhofften Sieg kleben, sondern müssen immer auf die aktuelle Spielsituation gerichtet sein. Nach dem Motto: Agiere im „Hier-und-Jetzt“.

Und wenn der Außenseiter statt das Führungstor zu schießen ein schnelles Gegentor kassiert…

...dann geht es darum, nicht mit der letzten missglückten Aktion zu hadern, sondern die nächste Möglichkeit zum Erfolg zu suchen. Auch hier wieder Fokussierung und Aufgabenorientierung. Das heißt konkret: Der Blick gehört auf den Ball, den Gegner und das Tor. Nicht auf die Zuschauer, den Schiedsrichter oder die Uhr.

Könnte ein Sportpsychologe ein Team oder auch einen einzelnen Spieler durch mentales Training auf schwierige Situationen im Spiel vorbereiten?

Im Prinzip ist das möglich. Mentales Training im weiteren Sinne betrifft unter anderem die Bildung von Vorstellungen über alle möglichen Szenarien. Positive oder auch negative Szenarien, die schon einmal passiert sind oder die in der Zukunft passieren könnten. Mentales Coaching könnte beispielsweise einem Torwart helfen, der gravierende, spielentscheidende Fehler in einem wichtigen Spiel verarbeiten muss. Dabei helfen, wieder Handlungssicherheit und Selbstvertrauen aufzubauen. Wichtig in diesem Zusammenhang: Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht einen länger andauernden Prozess.

Prof. Dr. Michael Gutmann
Über Professor Gutmann

Prof. Dr. Michael Gutmann lehrt an der Privaten Hochschule Göttingen (PHF). Der 60jährige ist außerdem Sportpsychologe im Nachwuchsleistungszentrum von Pokalsieger Eintracht Frankfurt und freiberuflich als Betreuer für Einzelsportler und Sportverbände aus verschiedenen Sportarten tätig. Der ehemalige Leistungssportler verfügt selbst über Wettkampferfahrung im Hochsprung. Er ist seit 2010 leitender Psychologe des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) und hat als offiziell akkreditierter sportpsychologischer Betreuer des DOSB die deutschen Sportler bei den olympischen Spielen 2012 in London begleitet.

Autor: Lothar Grimm

Lothar Grimm ist Redakteur innerhalb der ERGO Unternehmenskommunikation und schreibt Beiträge für Zeitschriften, Online-Medien und unser Magazin Wir bei ERGO. Schon während seines Publizistik-Studiums arbeitete der Norddeutsche u. a. für den NDR, RTL und Zeitschriftenverlage und war danach als Unternehmensjournalist für die Krombacher Brauerei tätig.

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